Auf Sicht von einem Jahr hat die Aktie von ThyssenKrupp rund 40 Prozent an Wert verloren. Anleger vertrauen offensichtlich nicht darauf, dass dem Industriekonzern durch die geplante Aufspaltung in zwei Teile die Trendwende gelingt. Die Bewertung erscheint inzwischen günstig, doch es bleiben viele Baustellen.
Zumindest das langwierige Führungschaos scheint nun beendet. Seit dem Rücktritt der ehemaligen Chefetage mit Konzernchef Heinrich Hiesinger und Aufsichtsratsboss Ulrich Lehner hatte ThyssenKrupp Probleme bei der Besetzung der wichtigsten Ämter. Mit der anstehenden Bestellung des früheren Siemens-Managers Siegfried Russwurm in den Aufsichtsrat ist das Kontrollgremium nun wieder voll besetzt. Russwurm tritt die Nachfolge von Hans-Peter Keitel an, der seinen Posten im Februar niedergelegt hatte.
Der neue Aufsichtsrat soll nun den Kurs von Konzernchef Guido Kerkhoff kontrollieren. Bislang liest sich die Performance des 51-jährigen eher bescheiden. Seit seinem Amtsantritt am 13. Juli 2018 hat die Aktie knapp 40 Prozent an Wert verloren. Auch die Euphorie aufgrund Kerkhoffs Plan zur Teilung des Konzerns in ein "Materials"- und ein "Industrials"-Unternehmen ist schnell wieder verflogen.
Anfang Oktober sollen die beiden Unternehmen bereits operativ an den Start gehen. Die Hauptversammlung Anfang 2020 soll dann darüber abstimmen. Doch auch in der neuen Aufstellung gibt es für Kritiker zu wenig Synergien. Das Kernproblem, dass die einzelnen Sparten im Branchenvergleich hinterherhinken, wird dadurch zudem nicht behoben.
Kaufsignal abwarten
Die ThyssenKrupp-Aktie bildet zwischen 12 und 13 Euro nach wie vor einen Boden aus. Ob die Art der Aufspaltung die Königslösung ist, bleibt fraglich. Doch inzwischen bringt ThyssenKrupp insgesamt nur noch acht Milliarden Euro Börsenwert auf die Waage. Allein die Aufzugsparte dürfte knapp das Doppelte wert sein. Die Bewertung erscheint also günstig. Anleger setzen die Aktie nach der Talfahrt wieder auf die Watchlist. Vor einem Neueinstieg sollte aber noch ein klares Kaufsignal abgewartet werden.