Die Hoffnung auf ein schnelles Ende der 5G-Versteigerungen hat die Aktie von United Internet am Mittwoch deutlich angetrieben. Am Donnerstag zählt der MDAX-Titel allerdings zu den größten Verlierern im Index für mittelgroße Werte. Das Problem: Der Bieterkampf ist neu ausgebrochen, die Konzerne kommen wohl doch nicht so günstig davon wie gedacht.
Die Hintergründe sind kompliziert. Zwischenzeitlich waren sich die vier Bieter bereits weitgehend einig, lediglich Telefónica und die Telekom konkurrierten noch um Frequenzen. Doch dann kam die Wende: Telefónica ließ die Telekom gewähren, bot dafür für einen Block von Vodafone. Das wiederum veranlasste Vodafone zu neuen Geboten, so dass das Wettbieten wieder von vorne los ging.
Inzwischen summieren sich die Gebote bereits auf 3,1 Milliarden Euro. Zu Ende ist die Auktion erst, wenn keine neuen Gebote mehr eingehen. Es ist ein klassischer Fall der Spieltheorie. Hätten sich alle Konzerne zu Beginn geeinigt, wären die Frequenzen billig zu haben gewesen, doch solange stets mindestens ein Unternehmen noch einmal einen Vorteil für sich selbst herausschlagen will, geht die Auktion weiter.
Schwierige Situation
Die Konzerne arbeiten dabei mit Experten zusammen. Denn sie müssen genau abwägen, welches Szenario teurer wird. Je mehr Frequenzblöcke erobert werden, desto weniger Mobilfunkmasten müssen später aufgestellt werden. Die Gretchenfrage lautet also: Geld in die Frequenzen oder Geld in den Netzausbau stecken? Vor allem für United Internet ist es ein Drahtseilakt. Denn im Gegensatz zu den Platzhirschen wie der Telekom oder Vodafone ist der Konzern bilanziell weit schwächer aufgestellt, die Milliardenkosten für den 5G-Ausbau sind entsprechend schmerzhafter.
Abwarten
United Internet steckt in der Zwickmühle. Es ist nicht klar, wie der teure Netzausbau finanzierbar ist. Allerdings ist der Konzern zum Handeln gezwungen, da das bisherige Geschäftsmodell in Frage gestellt wird, wenn in zehn Jahren die Verträge mit Telefónica zur Netznutzung auslaufen. Anleger sollten das Vabanquespiel nicht mitspielen und an der Seitenlinie bleiben.