Sixt verschmilzt Autovermietung und Carsharing zu neuem digitalen Produkt und baut damit seine Markt- und Innovationsführerschaft weiter aus. Mit seinem digitalen Komplettangebot erfindet der Konzern das Rad zwar nicht neu, kann allerdings aus einer Position der Stärke an den notwendigen Rädern drehen, damit dem Projekt "ONE" auch nachhaltig positive Erträge gegenüberstehen sollten.
Es ist ein offenes Geheimnis: Das digitale Zeitalter verändert das Auto grundlegend. Immer mehr Menschen sehen die eigene Mobilität rational als Dienstleistung, für die man nur zahlt, wenn man sie benötigt – vor allem in den Großstädten. Dem Smartphone kommt dabei eine Schlüsselrolle zu: Es hat das Potenzial, den gesamten Mobilitätsmarkt auf den Kopf zu stellen. Sixt hat die Zeichen der Zeit erkannt. Der Konzern bietet ab sofort seinen 20 Millionen Kunden die Produkte SIXT rent, SIXT share und SIXT ride in nur einer App an, in der alle drei Produkte buch- und bezahlbar sind.
Sixt bündelt damit nicht nur seine Angebote für individuelle Mobilität in den Bereichen Autovermietung und Carsharing. Zusätzlich integriert die App auch Services von Fahrdienstepartnern im Bereich Ride-Hailing und Taxi – ohne, dass Kunden die App verlassen müssen. „Unsere neue App hat neben der Autovermietung und dem Carsharing noch eine dritte Dimension dazubekommen“, sagt Sixt-Strategievorstand Alexander Sixt gegenüber dem Manager Magazin. „Über "Sixt ride" können sie nun einen Fahrer bestellen. In 250 Städten bieten Sixt-Partner über unsere App nun Fahrdienste an. Dazu zählen so große Spieler wie Lyft, aber auch kleinere wie Cabify oder das deutsche Taxigewerbe“, führt der Sohn des Firmengründers Erich Sixt aus.
Fakt ist: Als Marktführer in der Autovermietung (rund 34 Prozent Marktanteil) hat Sixt eine starke Kundenbasis aufgebaut. Mit der Mobilitätsplattform "ONE" geht der Konzern den nächsten strategischen Schritt. Sixt verfügt dabei über die Möglichkeit grenzenloser Skalierung im Wachstumsmarkt der Mobilitätsdienstleistungen und will sich mit seinen rund 240.000 Fahrzeugen, 1.500 angeschlossenen Partnern und über einer Million Fahrern ein Stück von diesem Kuchen abschneiden.
Die Kunden können dazu bisher nur an zwölf deutschen Flughäfen ein Auto über ihr Smartphone buchen und es dann per App öffnen, ohne zum Schalter gehen zu müssen. Der Service soll aber auf weitere Stationen erweitert werden – vor allem in den Innenstädten. Der Anfang wurde in Berlin gemacht. Sixt will mittelfristig Carsharing an mindestens 500 Standorten in Deutschland und an über 2.200 Standorten weltweit anbieten. Im europäischen Ausland soll das Angebot Ende des Jahres starten. Am Ende erweitert der Pullacher Konzern so Schritt für Schritt sein Produktangebot für den Markt der Mobilitätsdienstleitungen, den Branchenkenner allein in Europa auf knapp 400 Milliarden Euro im Jahr 2030 schätzen. Der US-Markt, den Sixt derzeit im Bereich der Autovermietung erfolgreich erobert, ist hierbei noch gar nicht berücksichtigt. Wie viele Autos aus der Flotte des Unternehmens technisch so ausgerüstet werden sollen, dass sie auch für das Carsharing in Frage kommen, gibt Sixt allerdings nichts preis.
Mit seinem digitalen Komplettangebot erfindet Sixt das Rad nicht neu, kann aber aus einer Position der Stärke die notwendigen Investitionen vornehmen, denen schnell auch positive Erträge gegenüberstehen sollten. „Alles, was wir da jetzt tun, haben wir technisch bereits zur Verfügung. Da kommen keine Riesen-Investitionen auf uns zu. Wir müssen keine neue Marke erfinden, als Sixt sind wir ja schon ziemlich erfolgreich“, so der Strategievorstand im Manager Magazin. Detaillierte Zahlen zu den Investitionen gibt es auch hier nicht.
Mit einem 2019er-KGV von 16, einer Dividendenrendite von knapp drei Prozent und den Wachstumsaussichten ist der Titel auch im Peergroup-Vergleich recht günstig bewertet. Neben der voranschreitenden Internationalisierung sorgt die neue Mobilitätsstrategie für zusätzliche Fantasie – auch wenn das ganze Thema in Sachen Reichweite und Kundenzahl aktuell noch (!) auf kleiner Flamme gekocht wird.
Nach einer mehrwöchigen Konsolidierungsphase ist die Aktie aus ihrer Lethargie erwacht. Hält das Kaufinteresse an, dann sollte die Aktie nun Kurs auf die nächste charttechnische Hürde bei 95 Euro nehmen. DER AKTIONÄR spekuliert im Real-Depot weiter mit Aktie und Hebel-Zertifikat auf dieses Szenario. Der Turbo-Call im Depot notiert mittlerweile wieder über 1.000 Prozent im Plus.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.