Während die USA und China im Handelskrieg eine weiteres Eskalationsspirale in Gang setzen, plant der chinesische E-Commerce-Riese Alibaba schon weiter. Mit dem Umbau seiner Verkaufsplattform nimmt er den großen US-Konkurrenten Amazon direkt ins Visier.
Mit der Handelsplattform AliExpress ermöglicht es Alibaba chinesischen Produzenten seit Jahren, Waren in weltweit 150 Länder zu verkaufen. Die Expansionspläne von AliExpress-Chefin Trudy Dai gehen jedoch weiter: "Vom ersten Tag der Gründung von Alibaba an hatten wir einen globalen Traum", sagte sie in einem Interview.
Um die neue Initiative zu starten, hat AliExpress zum ersten Mal seine Plattform für Anbieter im Ausland geöffnet, so dass kleine und mittlere Unternehmen in Russland, der Türkei, Italien und Spanien ihre Produkte registrieren und in andere Länder des AliExpress-Netzwerks verkaufen können.
Dai sieht AliExpress als Speerspitze einer Globalisierungsstrategie, die von Alibabas Tochtergesellschaft Lazada, der größten E-Commerce-Plattform Südostasiens und anderen verbundenen Unternehmen auf der ganzen Welt unterstützt wird.
Dass Alibaba mit seiner neuen Strategie in Richtung des US-Rivalen Amazon zielt, ist offenkundig. Bislang ist der Streit um Marktanteile im internationalen E-Commerce allerdings kaum offen zutage getreten, weil die Marktsättigung eher niedrig ist. Das dürfte sich im Laufe der Jahre jedoch ändern und Amazon hat zuletzt in Alibabas Heimatmarkt einige Federn lassen müssen.
So werden die Amerikaner nach 15 Jahren ihre lokale Plattform-Präsenz in der Volksrepublik zugunsten eines ausschließlichen Cross-Border-Geschäfts aufgeben. Ob der grenzüberschreitende Handel mit China für Amazon eine Zukunft hat, darf angesichts des harten Wettbewerbs mit Alibaba und JD.com angezweifelt werden.
Mit dem Umbau seiner AliExpress-Plattform schafft Alibaba nun die Grundlage für einen Ausbau seines Netzwerks vor allem in Entwicklungsländern in Asien und in der Türkei.
DER AKTIONÄR meint: China ist zukünftig der bedeutendste E-Commerce-Markt der Welt und Alibaba der unumstrittene Platzhirsch. Der Konzern nutzt seine Vormachtstellung geschickt, um weitere Märkte zu erschließen und sich Konkurrenten wie Amazon vom Hals zu halten. Die Aktie von Alibaba gerät im Zuge der Gesamtmarktschwäche zwar ebenfalls unter Druck und rutsch auf 170 Dollar. Allerdings sollten Anleger den Rücksetzer als günstige Einstiegschance verstehen, nicht als Warnsignal.