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Gerry Weber: Völliger Absturz oder Chance auf 1.000 Prozent?

Gerry Weber: Völliger Absturz oder Chance auf 1.000 Prozent?
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Andreas Deutsch 22.02.2019 Andreas Deutsch

Der kriselnde Modekonzern Gerry Weber treibt einem Medienbericht zufolge die Investorensuche voran. Die Investmentbank Macquarie sei demnach mit der Suche beauftragt worden, schreibt die Wirtschaftswoche am Freitag. Mutige Anleger schöpfen Hoffnung, die arg gebeutelte Aktie legt am Vormittag stark zu.

Neben der Investorensuche arbeiten das Management von Gerry Weber und beteiligte Berater weiterhin an einem Insolvenzplan, so die Wirtschaftswoche weiter. Damit könnte der Modehändler mit frischem Kapital und harten Einschnitten wieder auf Kurs gebracht werden.

Das Modehaus hatte Ende Januar beim Amtsgericht Bielefeld einen Insolvenzantrag gestellt. Betroffen davon war zunächst nur die Muttergesellschaft mit den Marken Taifun und Samoon. Für die Marke Hallhuber hatte sich der Finanzinvestor Robus Capital interessiert, der die Gerry-Weber-Tochter mit einem Überbrückungskredit in Höhe von zehn Millionen Euro vor der Insolvenz bewahrte und sie nun ganz übernehmen könnte.

Das Interesse von Investoren ist schon einmal ein sehr gutes Zeichen, dass die Insolvenz am Ende gut ausgeht für Gerry Weber. Darüber hinaus klingt die Strategie von CEO Johannes Ehling sinnvoll. Ehling, seit anderthalb Jahren im Gerry-Weber-Vorstand, will die Zielgruppe erweitern. Gerry Weber soll künftig die Frau ab 50 ansprechen und nicht mehr primär die Frau ab 60, so Ehling zum Handelsblatt. Dafür will der Manager die Kollektionen komplett auffrischen: mehr fließende Formen und italienische Lässigkeit, keine „genagelten“ Blazer mehr. „Wir haben heute die Probleme, weil in unseren Läden immer noch klassische Kombinationsmode wie vor 15 Jahren hängt“, gibt Ehling zu. Ein Zustand, der sich schnell ändern wird.

Natürlich ist es schwer zu sagen, ob die neuen Kollektionen genau den Geschmack der Kunden treffen werden oder nicht. Zumal der Wettbewerb hart ist. Doch dass Gerry Weber etwas von Mode versteht, hat der Konzern ja über Jahre bewiesen. Mit dem richtigen Marketingkonzept könnten die Kunden bald zurückkommen. Laut Ehling gibt es im Markt derzeit eine Angebotslücke, da einige Hersteller von klassischer Damenmode, zum Beispiel Basler oder Delmod, gescheitert sind. „Der Handel braucht eine Marke, die diesen Markt abdeckt“, so Ehling zum Handelsblatt. „Das haben uns viele Händler erst vor Kurzem bestätigt.“

Ebenfalls positiv: Ehling will verstärkt auf Online setzen. Da die Generation 50+ internetaffiner ist als die über 60 Jährigen, stehen die Chancen gut, dass dieser Vertriebsweg gut angenommen wird. Dadurch sinken die Kosten stark, während die Margen hochgefahren werden. Außerdem kann Gerry Weber via App zielgerichtet und individuell seine Produkte bewerben. Viele Unternehmen – zum Beispiel Adidas oder Puma – weisen hier schon große Erfolge auf.

Paragon hat es vorgemacht

In der laufenden Planinsolvenz hat Ehling den Vorteil, unter Beachtung des Insolvenzrechts, an elementare Dinge wie Arbeitsverträge oder Mietverträge heranzugehen. Doch der Manager besteht darauf: „Wir machen nichts anderes, als wir in unserem Sanierungskonzept ohnehin vorhatten“, so Ehling im Gespräch mit der Lippischen Landes-Zeitung. „Wir werden gut 230 Filialen schließen und müssen rund 900 Mitarbeitern kündigen. Der große Unterschied ist, dass wir das Unternehmen mit höherem Tempo sanieren können.“

Wird Gerry Weber die zweite Paragon? Der Automobilzulieferer aus Delbrück war ebenfalls hochverschuldet und wählte Ende 2009 den Weg der Planinsolvenz. Entscheidend ist dabei die Finanzierungsstruktur. Bei einem Planverfahren bekommen die Gläubiger eine bestimmte Quote sofort ausgezahlt und verzichten im Gegenzug auf den Rest ihrer Forderungen; das Unternehmen kann dann mit deutlich reduzierter Verschuldung weiterarbeiten.

Bei Paragon war es so, dass die anerkannten Forderungen mit einer Quote von 12,7 Prozent befriedigt wurden. Es ist zwar nicht davon auszugehen, dass bei Gerry Weber eine ähnlich günstige Konstellation realisierbar ist, ein Forderungsverzicht von 40 bis 60 Prozent ist nach Einschätzung des AKTIONÄR aber unerlässlich.

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Einen Zock wert

Die Chancen auf eine Rettung von Gerry Weber stehen gar nicht mal so schlecht. Mutige Anleger können mit einer kleinen Position auf ein Überleben spekulieren.

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