Mehr als 87 Millionen Nutzer seien laut Facebook vom Datenskandal betroffen. Doch der Konzern zeigt auch auf, wie besserer Datenschutz in Zukunft ablaufen soll – der Markt reagiert positiv. Ist das ein Signal zum Nachkauf?
In einer Telefonkonferenz mit Journalisten eröffnete Facebook CEO Mark Zuckerberg am Mittwochabend, dass wesentlich mehr Datensätze der Firma Cambridge Analytica zugespielt wurden, als bisher von den Medien berichtet. Die Zahl der Betroffenen Nutzer liege nicht bei 50 Millionen sondern vielmehr bei 87 Millionen Nutzern.
Doch das soziale Netzwerk wusste nicht nur Negatives zu berichten, sondern stellte auch einige Neuerungen vor, die das Datenschutzproblem angehen. Der Zugang Dritter auf die Facebook-Daten wird eingeschränkt, alte Protokolle werden gelöscht und die Profilsuche anhand von Telefonnummern und E-Mail-Adressen, die zahlreiche Firmen zum Abgreifen von Informationen nutzten, wurde abgeschafft.
Mit beschwichtigenden Worten richtete sich Zuckerberg auch an die Aktionäre: Man habe bisher keine Auswirkungen auf das operative Geschäft feststellen können. Die Cashcow Facebook schwächelt noch lange nicht – so die Botschaft. Einige Analysten wagen dies zu bezweifeln. So hat die Deutsche Bank aufgrund des Datenskandals ihre Erwartungen an das Ergebnis und damit auch das Kursziel herabgestuft. Insgesamt änderte sich seit dem Skandal die Konsensschätzung für den operativen Gewinn des laufenden Geschäftsjahres um minus vier Prozent. Zahlreiche Analysten sind jedoch der Meinung, dass kein Einfluss der aktuellen Datenschutzdebatte feststellbar sei. Wer hier Recht behält, werden Aktionäre am 25. April erfahren – dann erscheinen die Zahlen für das erste Quartal.
Sicherlich wirkt Facebook nach dem rapiden Kursverfall charttechnisch angeschlagen. Die gleitenden Durchschnitte wurden bereits vor Tagen in bearisher Manier durchbrochen – klare Verkaufsignale. Der langfristige Aufwärtstrend bleibt jedoch weiterhin intakt.
Es wäre es an dieser Stelle jedoch zu früh, um einen blinden Nachkauf zu empfehlen. Der Skandal beschäftigt noch immer die Medien und Märkte – zudem wird Zuckerberg erst am 11. April vor dem US-Kongress zum Datenskandal aussagen. Die Aktie könnte damit weiterhin kurzfristigem Druck ausgesetzt sein. Bei einem Kursverlust von knapp 21 Prozent seit dem Hoch im Februar, müssen Sie nicht der erste Nachkäufer sein, um von einem potenziellen Rebound zu profitieren. Es gilt: Nicht ohne charttechnischen oder fundamentalen Ansatzpunkt in fallende Kurse kaufen.