Es läuft wieder an der Börse für Altria. Seit Mitte Januar befindet sich die Aktie des Marlboro-Herstellers in einem mustergültigen Aufwärtstrend. Die Nachricht vom Vorstandswechsel bei der US-Gesundheitsbehörde FDA schockte nur kurz. AKTIONÄR-Leser liegen seit dem Tipp im Februar bereits 13 Prozent vorne.
Altria ist das Stehaufmännchen an der Börse. Milliardenklagen, sinkende Umsätze, neue Wettbewerber – bislang hat die Aktie des Tabakkonzerns noch jeden Dämpfer weggesteckt. So auch dieses Mal: Trotz Befürchtungen, die FDA könnte weiter mobil machen gegen E-Zigaretten, dreht der Titel an der Börse auf – und hat nun die 200-Tage-Linie geknackt. Ein 1A-Kaufsignal.
Die Börse verliert offenbar die Angst davor, dass die FDA den Siegeszug von E-Zigaretten nachhaltig stoppen kann. Doch zu viel Optimismus ist unangebracht, gilt der neue FDA-Chef und Krebs-Spezialist Ned Sharpless doch als großer Kritiker der Tabakbranche. Sharpless hatte seinen Vorgänger an der FDA-Spitze, Scott Gottlieb, in seinem Kampf gegen aromatisierte E-Zigaretten unterstützt. Diese Epidemie müsse eingedämmt werden, hatte Sharpless gesagt.
Doch Fakt ist: Obwohl seit Jahrzehnten bekannt ist, wie gefährlich das Rauchen ist, gibt es immer noch Millionen Raucher. Trotz aller Bemühungen der FDA, trotz all der Schockbilder auf den Zigarettenpackungen und trotz aller Aufklärungskampagnen. Sharpless weiß, wie schwer der Kampf wird und wie lange er wahrscheinlich dauern wird. Mittlerweile sieht das auch die Börse so. Außerdem weiß noch niemand, ob Sharpless den Anti-Tabak-Kurs Gottliebs genauso fortsetzen wird. Selten war ein FDA-Chef die Branche derart aggressiv angegangen wie Gottlieb.
Juul ist klare Nummer 1
Die aromatisierten E-Zigaretten sind Gottlieb und Sharpless deswegen ein Dorn im Auge, weil sie vor allem junge Leute ansprechen. Das Wachstum ist seit Jahren immens – und hat die etablierten Zigarettenhersteller aufgeschreckt. Und angelockt. Im vergangenen Jahr hat sich Altria am Marktführer Juul beteiligt und dafür das 60-Fache EBITDA bezahlt. Juul ist unangefochtener Marktführer in den USA mit einem Marktanteil von 80 Prozent. Der Markt wächst enorm: 2014 erlösten die Hersteller lediglich 1,5 Milliarden Dollar, 2018 waren es 3,6 Milliarden. Schätzungen zufolge werden es weltweit bereits in drei Jahren 27 Milliarden Dollar sein – ein großer Teil davon wird in den USA erlöst.
Angesichts dessen ist der Einstieg Altrias zwar teuer, aber sinnvoll.
Das gilt auch für einen anderen Milliardenmarkt: Cannabis. Altria hat sich im Dezember für 1,8 Milliarden Dollar am Marihuana-Hersteller Cronos beteiligt.
Comeback gelungen
Die Altria-Story ist wieder attraktiv. Nach dem Break über den GD200 hat die Aktie kurzfristig Luft bis 60 Dollar. Neuer Stopp des AKTIONÄR: 40 Euro.