FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche-Bank-Chef
Vielen der absehbaren Risiken sei eines gemein: Sie erhöhten den Druck auf die Preise. "Wenn das aber so ist, dann werden wir schon bald höhere Zinsen haben müssen, wenn die Inflationserwartungen nicht in die Höhe schießen sollen. Die Notenbanken weltweit werden gegensteuern müssen", betonte Sewing.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hält bisher an ihrem Kurs mit Zinsen auf Rekordtief und Anleihenkäufen fest. Nach der jüngsten geldpolitischen Sitzung am Donnerstag hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde aber eingeräumt, dass auch bei Europas Währungshüter die Sorge angesichts der weiter unerwartet hohen Teuerungsraten wächst. Anhand neuer Daten will die EZB die Lage im März neu beurteilen.
Im Euroraum war die Inflation im Januar weiter auf 5,1 Prozent gestiegen. In Deutschland hielt sie sich mit 4,9 Prozent auf hohem Niveau. Vor allem steigende Energiepreise heizen den Preisauftrieb an. Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern.
"Die steigenden Preise sind auch ein Resultat der Veränderungen in den globalen Lieferketten", sagte Sewing. "Es gibt heute kaum einen Wirtschaftsbereich, in dem es nicht an Material oder Komponenten mangelt." Die Lage erinnere an den Ölpreisschock - mit einem Unterschied: "Während die 70er-Jahre von einem Angebotsschock geprägt waren, spielen nun auch die Verzerrungen auf der Nachfrageseite eine Schlüsselrolle. Angefacht von staatlichen Billionen-Ausgaben hat die weltweite Konsum-Nachfrage nie da gewesene Dimensionen erreicht."
Die Regierungen hätten weltweit "einen sehr guten Job gemacht, als es darum ging, die Wirtschaft schnell und pragmatisch vor einer Corona-Depression zu schützen", sagte Sewing. "Aber jetzt müssen wir darüber nachdenken, wie wir aus der Abhängigkeit von gigantischen Fiskalprogrammen und einer lockeren Geldpolitik wieder herauskommen."/ben/DP/he
Quelle: dpa-AFX