MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Online-Möbelhändler Westwing
Mit Blick auf die Gewinnentwicklung zeigte sich der Vorstand nicht ganz so optimistisch: Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll im Gesamtjahr bei 42 bis 55 Millionen Euro liegen. Damit läge es etwa auf dem Niveau von 2020, als es 50 Millionen Euro erreicht hatte. Die bereinigte Ebitda-Marge könnte daher auf 8 bis 10 Prozent sinken, nachdem sie im vergangenen Jahr 11,5 Prozent erreicht hatte.
Der Großteil des Erlöswachstums dürfte der Prognose zufolge 2021 bereits im ersten Quartal angefallen sein. Denn ein Jahr zuvor hatten die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Lockdowns das Geschäft des Online-Händlers kaum antreiben können. Jetzt rechnet die Westwing-Führung für die Monate Januar bis März 2021 mit einem doppelt so hohen Umsatz wie ein Jahr zuvor. Die bereinigte Ebitda-Marge soll zudem bei 14 bis 15 Prozent liegen.
Den Schwung im Online-Handel will das Unternehmen im laufenden Jahr auch nutzen, um den Anteil an Eigenmarken in seinem Sortiment zu steigern. Langfristig soll dieser auf 50 Prozent wachsen. Zum Jahresabschluss lag er bei einem Viertel.
An der Börse griffen die Anleger am Dienstag ordentlich zu: Die Westwing-Aktie lag um die Mittagszeit mit knapp sechs Prozent im Plus und war damit Spitzenreiter im Nebenwerte-Index SDax. Die Ziele für 2021 lägen deutlich über den durchschnittlichen Erwartungen von Branchenexperten, hatte Westwing bereits am Montagabend mitgeteilt. Experten hätten beim Umsatz im Schnitt 490 Millionen Euro und beim bereinigten Ebitda 34 Millionen Euro auf dem Zettel gehabt.
Auch Analysten zeigten sich zufrieden: Westwing habe die bereits erhöhte Prognose beim Ebitda noch übertroffen, hieß es von Christian Salis vom Analysehaus Hauck & Aufhäuser. Aufgrund des optimistischen Ausblicks auf das erste Quartal und das Gesamtjahr brachte Salis die Möglichkeit ins Spiel, dass Westwing sein langfristiges Ziel einer bereinigten Ebitda-Marge von 10 Prozent anheben könnte.
Schon 2020 zahlte sich der Corona-Schub für den Online-Möbelhändler aus: So wuchs der Umsatz um 62 Prozent auf 433 Millionen Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) von 50 Millionen Euro lag damit noch höher als vom Unternehmen zuvor in Aussicht gestellt. Auch unter dem Strich kann sich das Jahr für Westwing sehen lassen: Nach einem Minus von 38 Millionen Euro im Vorjahr verzeichnete das Unternehmen 2020 einen Gewinn von knapp 30 Millionen Euro.
Der Vorstand macht für das Wachstum unter anderem die stark gewachsene Zahl aktiver Kunden verantwortlich. Dieser war im Gesamtjahr um 61 Prozent auf 1,5 Millionen gestiegen. Die Zahl der Bestellungen legte mit 68 Prozent noch stärker zu.
Hierbei profitierte Westwing in der Corona-Krise von einem beschleunigten Wechsel der Kunden vom stationären Handel zum Online-Kauf. Unternehmenschef Stefan Smalla bezeichnete diese Verlagerung im Geschäftsbericht als "weitgehend nachhaltig". Der Aufsichtsrat betonte hingegen, dass man die Geschäftszahlen vor dem Hintergrund des Schubs durch die Pandemie mit der "gebotenen Zurückhaltung" bewerten solle.
Der Startup-Investor Rocket Internet, der Westwing 2018 an die Börse gebracht hatte, ist über die Zerena GmbH immer noch mit 29 Prozent am Unternehmen beteiligt. Daneben sind inzwischen auch mehrere Finanzinvestoren bei dem Online-Möbelhändler eingestiegen. Ende 2020 befanden sich nach Angaben des Unternehmens gut 40 Prozent der Aktien im Streubesitz./ssc/stw/stk
Quelle: dpa-AFX