HERZOGENAURACH (dpa-AFX) - Der Sportartikel- und Kleidungshersteller Adidas
Im Gegenteil: Die Aktie legte knapp zwei Prozent auf 122,30 Euro zu und gehörte damit zu den wenigen Gewinnern in einem etwas schwächeren Dax
Hausgemachte Probleme in China, zunehmende Konkurrenz in einigen Wachstumsbereichen sowie andere Baustellen wie die Partnerschaft mit Kanye "Ye" West hatten den Aktienkurs bis zur Spekulation auf den Wechsel Guldens Anfang November bis auf 93,40 Euro gedrückt. Dies war der tiefste Stand seit 2016.
Trotz der jüngsten Erholung sackte der Kurs seit dem Rekordhoch im Sommer 2021 um fast zwei Drittel ab. Die Bilanz Rorsteds am Kapitalmarkt in seinen knapp sechs Jahren als Konzernchef fällt damit auch negativ aus. Nachdem er am Anfang noch von den Anlegern gefeiert worden war, ging es zuletzt rapide bergab. So bemängelten Investoren etwa, dass der harte Sparkurs Rorsteds zulasten der Kreativität ging. Gulden soll das jetzt besser machen.
Doch bevor er antreten kann, muss Adidas in diesem Jahr noch mal die Ziele reduzierten. Bei der operativen Marge werde jetzt nur noch ein Wert von 2,5 Prozent erwartet und eine Marge von 4,0 Prozent in Aussicht gestellt. Adidas hatte zuletzt am 20. Oktober vor allem wegen der Probleme in China und der Kaufzurückhaltung infolge der hohen Inflation wieder einmal die Umsatz- und Margenprognosen gesenkt und damit die Aktie auf Talfahrt geschickt. Wenige Tage danach beendete das Unternehmen die Partnerschaft mit Kanye "Ye" West unter anderem wegen antisemitischer Äußerungen des US-Rappers.
Damals hatte Adidas bereits mitgeteilt, dass dieser Schritt das Ergebnis mit rund 250 Millionen Euro belasten wird und die Prognose für den Überschuss aus fortgeführten Geschäft deswegen noch weiter reduziert werden muss. Adidas geht im laufenden Jahr jetzt beim Gewinn aus fortgeführten Geschäft von 250 Millionen Euro aus, anstatt wie noch Mitte Oktober von 500 Millionen Euro. Im kommenden Jahr soll dann der Gewinn wieder deutlich anziehen. Zum einen sollen 2023 anders als im laufenden Jahr keine Einmalkosten für die eingeleiteten Sparmaßnahmen anfallen.
Zum anderen sollen die Schritte zur Kostensenkung die Aufwendungen um 700 Millionen Euro drücken. Dies sagte Finanzvorstand Harm Ohlemeyer, der den bisherigen Unternehmenschef Kasper Rorsted ab Freitag bis zum Amtsantritt von Gulden Anfang 2023 an der Konzernspitze ablöst, bei einer Analystenkonferenz. Dem stehen allerdings auch höhere Kosten wie zum Beispiel für Gehälter, Logistik und Rohstoffe von rund einer halben Milliarde Euro gegenüber. Weitere Details zur Gewinnentwicklung wollte Ohlemeyer nicht nennen. Dies hänge von vielen Faktoren ab.
Zentraler Punkt dabei ist erst einmal, die hohen Lagerbestände abzubauen. Zudem hängt viel am Verhalten der Konsumenten und den möglichen Einsparungen bei Konsumgütern, um die Preissteigerungen für Energie und Lebensmittel aufzufangen.
Außerdem muss Adidas die Kurve im zuletzt schwachen China-Geschäft hinbekommen. Präzisere Aussagen zur Gewinnentwicklung soll es dann Anfang kommenden Jahres geben.
Das Ende der Partnerschaft mit dem Rapper Kayne West soll dann das Ergebnis nicht noch weiter belasten. Der Ausfall soll durch den Abbau von Lagerbeständen an Yeezy-Produkten sowie dem Wegfall von Lizenz- und Marketingkosten kompensiert werden./zb/mis/jha/
Quelle: dpa-AFX