HEIDELBERG (dpa-AFX) - Die Heidelberger Druckmaschinen AG
DAS IST IM UNTERNEHMEN LOS:
Offiziell wurde die Heidelberger Druckmaschinen AG (Heideldruck/Heidelberg) im Jahr 1850 von Andreas Hamm als Glockengießerei und Maschinenfabrik im pfälzischen Frankenthal gegründet. Schon wenige Jahre später stellte das Unternehmen die ersten Schnellpressen her und zog Ende des 19. Jahrhunderts nach Heidelberg um. Nach dem zweiten Weltkrieg begann für den Hersteller von Druckmaschinen eine neue Ära. Bis zur Jahrtausendwende wuchs Heideldruck relativ stetig. Heidelberg wurde zu einem der größten deutschen Maschinenbaukonzerne.
Seit der Jahrtausendwende bekam der Konzern aber immer mehr eine nachlassende Bedeutung von Druckerzeugnissen aufgrund der Digitalisierung von Medien und Werbung zu spüren. Hinzu kamen hausgemachter Probleme. Um aus der Krise zu kommen, hat sich Heidelberger Druckmaschinen 2020 einen radikalen Konzernumbau verordnet. So stellte der Konzern verlustbringende Produkte ein, baute Arbeitsplätze ab und konzentriert sich auf den Verpackungsdruck und die Digitalisierung - sprich auf mehr Softwareautomatisierung für die Kunden unter anderem im Druckgewerbe.
So bietet das Unternehmen auch Abonnementmodelle für Maschinen und Verbrauchsmaterialien an, die sich am Druckvolumen orientieren. Das soll in Zeiten immer leistungsfähigerer Druckmaschinen und tendenziell sinkendem Maschinenabsatz die Erlöse verstetigen helfen. Bis zum Geschäftsjahr 2022/23 will Unternehmenschef Rainer Hundsdörfer das Unternehmen so umgebaut haben, dass es bereits ab einem Umsatz von gut 1,9 Milliarden Euro profitabel ist.
Dabei setzt Heidelberg auch auf neue Geschäftsfelder. So ist der Traditionskonzern in die Elektromobilität eingestiegen. Seit 2018 vertreibt das Unternehmen selbst entwickelte Wallboxen - das sind etwa an der Garagenwand angebrachte, kleine Systeme zum schnellen Laden von E-Autos. Der Vertrieb läuft teils über Amazon
Mit der Übernahme der Ladesäulentechnologie des Energieunternehmens EnBW
Derweil erholt sich der Maschinenbauer weiter vom Einbruch zu Beginn der Corona-Krise. Im ersten Geschäftshalbjahr zwischen April und Ende September legten die Erlöse im Jahresvergleich um 22 Prozent auf 983 Millionen Euro zu, der Auftragseingang lag mit 1,2 Milliarden Euro um rund 44 Prozent über dem coronabedingt niedrigen Vorjahreswert. In fast allen Regionen habe sich die Markterholung fortgesetzt, hieß es. Obendrein brachte allein der Verkauf der Softwaretochter Docufy rund 20 Millionen Euro ein. Dieser Sondereffekt sorgte dafür, dass unter dem Strich ein Gewinn im ersten Halbjahr von 13 Millionen Euro hängen blieb.
Wie es im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 lief, wird der Konzern am 9. Februar bekannt geben.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Die Zahlen zum zweiten Geschäftsquartal hätten seine Erwartungen übertroffen, schrieb Analyst Stefan Augustin von der Investmentbank Warburg Research jüngst in einer Studie. Dabei sei das E-Mobilitäts-Geschäft mit einem Umsatzanstieg von 190 Prozent im Vergleich zum Vorjahr weiterhin stark gewachsen. Der Rückgang der operativen Marge (Ebitda) gegenüber dem Jahresauftakt sei auf andere Geschäfte in diesem Segment und eine Investition zurückzuführen - die Profitabilität in der E-Mobilität selbst sei stabil.
Die auslaufende Förderung von Wallboxen durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat dem Experten zufolge keinen Einfluss auf das Jahresziel, das eine Verdopplung des Umsatzes vorsieht. Das Management habe seine Ziele für das Geschäftsjahr 2021/22 und die Ambition bestätigt, bis zum Geschäftsjahr 22/23 eine bereinigte operative Marge von 10 Prozent zu erreichen. Dies werde auch von dem neuen Unternehmenschef unterstützt.
Die Jahresziele sollten nach Einschätzung von LBBW-Experte Stefan Maichl gut erreichbar sein. Beim Umsatzziel bleibe das Management mit mehr als zwei Milliarden Euro aber unkonkret. Die Bank erwartet im laufenden Jahr Erlöse in Höhe von 2,16 Milliarden Euro. Dies impliziere eine Verlangsamung des Wachstums im zweiten Halbjahr, hieß es. Bremsen könnten Logistikengpässe. Die operative Marge (Ebitda-Marge) soll 7,0 bis 7,5 Prozent erreichen.
Vor dem Hintergrund der steigenden Kosten sei das bestätigte Margenziel von 10 Prozent für das Folgejahr ohne umfangreiche Sondererträge hingegen zu ambitioniert, meint der LBBW-Analyst. Im Zuge des anstehenden Wechsels des Vorstandvorsitzenden könnte es zu einer zeitlichen Verschiebung kommen.
Zuversichtlicher zeigte sich Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Bank. Das Margenziel für das Geschäftsjahr 2022/23 sei sicherlich ehrgeizig, das Unternehmen könne aber mindestens 9 bis 10 Prozent erreichen. So ermögliche es die angekündigte strategische Partnerschaft mit der Münchener Rück, das Abonnementgeschäft auszubauen. Hinzu komme die Attraktivität und das Wachstumspotenzial des Geschäfts mit Wallboxen.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Im vergangenen Jahr hat sich die Aktie deutlich erholt von der monatelangen Bodenbildung nach dem Corona-Crash im Frühjahr 2020, der den Kurs bis auf unter 50 Cent hatte abstürzen lassen. Erst im Januar 2021 war der Aktie wieder der Sprung über die Marke von einem Euro gelungen. Im Herbst 2017 war das Papier aber im Hoch noch mehr als 3,60 Euro wert. Von den Höchstkursen zur Jahrtausendwende ist nur noch ein Bruchteil übrig.
Der Aktienkurs von Heidelberger Druck erreichte Mitte November ein Mehrjahreshoch bei gut 2,88 Euro, derzeit pendelt er um die 2,80 Euro. Damit ist das Unternehmen am Markt rund 850 Millionen Euro wert und damit einer der kleineren SDax-Werte.
Seit 1997 ist das Unternehmen an der Frankfurter Börse notiert. Der Börsengang wurde durch den damaligen Vorstandsvorsitzenden Hartmut Mehdorn organisiert, der später Vorstandschef unter anderem der Deutschen Bahn wurde. Von 1998 bis zum Abstieg in den SDax 2012 war das Heideldruck-Papier im MDax
Die Aktie ist nun seit kurz vor Weihnachten wieder im SDax-Index, wo das Unternehmen den Rüstungstechnologiekonzern Hensoldt
Quelle: dpa-AFX