PARIS/LONDON (dpa-AFX) - An Europas Börsen dominiert am Donnerstag angesichts wegweisender Zinsentscheidungen die Verkaufsbereitschaft. In den USA ist der weitere geldpolitische Kurs nach der gestrigen Leitzinsanhebung ungewiss, und am Nachmittag steht der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) auf der Agenda.
Um die Mittagszeit verlor der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 0,77 Prozent auf 4276,99 Punkte. Für den französischen Cac 40 ging es um 0,80 Prozent auf 7344,36 Punkte bergab, während der britische FTSE 100 0,73 Prozent auf 7731,24 Punkte abgab.
Die Fed hatte den Leitzins wie erwartet um weitere 0,25 Prozentpunkte angehoben, wollte sich aber nicht - wie von vielen Anlegern erhofft - auf eine Zinspause bei den kommenden Sitzungen festlegen. Mit Blick auf die EZB rechnen Volkswirte überwiegend mit einer Anhebung der Leitzinsen im Euroraum um ebenfalls 0,25 Prozentpunkte. Aber auch eine erneute Erhöhung um 0,50 Punkte ist nicht vom Tisch.
Neben der Geldpolitik steht am Donnerstag die laufende Berichtssaison der Unternehmen im Fokus. Der Insulinhersteller Novo Nordisk enttäuschte bei der Vorlage endgültiger Quartalszahlen mit der Umsatzentwicklung des Blockbusters Wegovy, was die gut gelaufenen Aktien um 4,5 Prozent absacken ließ. Die Dänen kommen mit der Produktion des in den USA stark gefragten Diät-Medikaments nicht hinterher.
Ein Gewinneinbruch aufgrund gesunkener Preise brockte dem weltgrößten Stahlhersteller ArcelorMittal einen Kursrückgang von 2,1 Prozent ein. Dass Analysten einen noch stärkeren Einbruch des operativen Ergebnisses (Ebitda) befürchtet hatten, half den Aktien ebenso wenig wie der gleichfalls gesunkene, aber über den Erwartungen liegende Nettogewinn.
Die Reederei A.P. Moeller-Maersk übertraf mit ihrem Ebitda zwar die Erwartungen. Dennoch büßten die Anteilsscheine 1,1 Prozent ein.
Die Titel von Swiss Re verloren mit dem Markt 0,6 Prozent. Der Rückversicherer war dank deutlicher Preiserhöhungen trotz hoher Schäden durch das Erdbeben in der Türkei mit einem dreistelligen Millionengewinn ins Jahr gestartet.
Derweil konnten sich die Aktionäre des Biotech-Unternehmens Valneva dank guter Zahlen über einen Kurssprung von knapp 16 Prozent freuen. Jüngst waren die Anteilsscheine aber auch auf den tiefsten Stand seit Mitte 2020 abgerutscht.
Der Ölkonzern Shell punktete mit einem überraschend hohen bereinigten operativen Gewinn sowie der Ankündigung weiterer Aktienrückkäufe: Die Papiere zogen um 1,6 Prozent an und stützten auch den europäischen Branchenindex , der mit plus 0,9 Prozent einziger Gewinner im Stoxx Europe 600 war.
Die Aktien von AB Inbev stemmten sich mit plus 0,2 Prozent ebenfalls etwas gegen den Markt, nachdem der Brauereikonzern mit dem bereinigten Ebitda die Erwartungen deutlich übertroffen hatte./gl/stk
Quelle: dpa-AFX