Die Corona-Krise sowie das Debakel um den Unglücksflieger-Typ 737 Max und Verzögerungen beim 'Dreamliner' haben die Geschäfte von Boeing einbrechen lassen. Doch für die kommenden Jahre rechnet der US-Flugzeugbauer nun mit einer spürbaren Erholung der Nachfrage nach neuen Jets. Den Boeing-Aktien hilft das nicht. Noch nicht.
Boeing rechnet damit, dass Flugzeug-Hersteller insgesamt – also nicht nur Boeing – in den Jahren 2021 bis 2040 weltweit 43.610 Passagier- und Frachtmaschinen ausliefern werden. Vor einem Jahr hatte der US-Konzern für die Zeit bis 2039 einen Bedarf von 43.110 Flugzeugen vorausgesagt.
"Die Luftfahrt-Branche hat bei ihrer Erholung bedeutende Fortschritte gemacht", sagte der Chef der Verkehrsflugzeugsparte, Stan Deal. Er erwartet, dass sich nach dem Kurz- und Mittelstreckenverkehr auch die Nachfrage nach Langstreckenflügen erholt - und im Jahr 2023 oder 2024 auf das Vorkrisenniveau zurückkehrt. Dies solle sich auf die Nachfrage nach neuen Flugzeugen auswirken.
Allein in den zehn Jahren bis 2030 dürften der Prognose zufolge 19.330 neue Verkehrsjets den Weg zu ihren Kunden finden. Boeing zählt dabei alle Typen von Regionalflugzeugen mit weniger als 90 Sitzen bis hin zu Großraumjets wie der Boeing 777 und dem Airbus A350 sowie deren Frachtversionen mit.
Auch in den zwei Dekaden bis 2040 dürfte der Löwenanteil des Bedarfs mit rund drei Viertel der Auslieferungen auf Mittelstreckenjets wie die Boeing 737 Max und den Airbus A320neo entfallen. Die Nachfrage nach Großraum-Passagierjets schätzt Boeing auf 20-Jahres-Sicht mit 7.670 Maschinen hingegen acht Prozent geringer ein als vor zwei Jahren.
So hoffnungsfroh die Nachfrage-Prognose für die Flugzeugbauer sein mag, so wenig bewegt sie aktuell den Boeing-Kurs. Die im Dow Jones gelistete Aktie liegt im US-Handel etwa 0,7 Prozent tiefer (siehe Chart). Die Aktie von Konkurrent Airbus verliert sogar noch etwas mehr. (Mit Material von dpa-AFX)
Die guten Langfrist-Aussichten für die Flugzeugbauer sorgen bei Boeing-Aktionären aktuell noch nicht für Euphorie. Viel wird charttechnisch in den kommenden Tagen davon abhängen, ob die sanfte Aufwärtstrend-Linie seit Januar hält. Sie verläuft aktuell bei 210 Dollar. Nach oben hin hindern GD50 bei 223,81 Dollar, GD200 bei gut 229 Dollar und ein kurzfristiger Abwärtstrend bei 234 Dollar zunächst einen nachhaltigen Anstieg. Fazit: Investments in die Boeing-Aktie haben keine Eile.