Der europäische Flugzeugbauer Airbus plant, noch in diesem Jahr eine A320 mit 100 Prozent Biosprit zu fliegen. Es wäre das erste Mal, dass dann ein Single-Aisle-Flugzeug, also eine Maschine mit einem Kabinengang, mit 100 Prozent SAF-Treibstoff in die Luft geht. Die Erwartungen an Wasserstoff-betriebene Flugzeuge dämpfte Airbus hingegen.
Airbus und andere französische Luftfahrt-Unternehmen wollen Ende des Jahres ein Flugzeug mit 100 Prozent nachhaltigem Treibstoff testen. Ein A320neo-Testflugzeug solle dabei zum Einsatz kommen, kündigte der Konzern am Donnerstag an.
Sustainable Aviation Fuel (SAF) wird derzeit hauptsächlich aus Biomasse wie nicht mehr genutzten Pflanzen- und Speiseölen hergestellt. Derartige Bio-Treibstoffe sollen die CO2-Emissionen deutlich verringern.
Die Airbus-Aktie zeigte sich am Nachmittag in ansonsten freundlichem MDAX-Umfeld kaum verändert.
Airbus arbeitet an der 100-Prozent-Biosprit-Technologie gemeinsam mit dem Technologiekonzern Safran, dem Flugzeughersteller Dassault Aviation, Frankreichs Forschungszentrum für Luft- und Raumfahrt Onera und dem französischen Verkehrsministerium zusammen.
Immer wieder experimentieren Fluggesellschaften mit dem Biosprit SAF, allerdings in der Regel als Gemisch. SAF ist zurzeit deutlich teurer als normales Kerosin. Die Fluggesellschaft Air France ist Mitte Mai erstmals mit einem nachhaltigen Treibstoff-Gemisch aus Speiseöl aus französischer Produktion sowie Kerosin zu einem Langstreckenflug nach Montréal in Kanada geflogen. Der Anteil des Biokraftstoffs aus Speiseöl-Abfällen und Reststoffen betrug allerdings nur 16 Prozent.
Airbus hat gleichzeitig die Erwartungen an Wasserstoff-betriebene Flugzeuge gedämpft. Die meisten Fluggesellschaften dürften mindestens bis 2050 an ihren konventionell betriebenen Maschinen festhalten, zitiert die Agentur Reuters aus einer Airbus-Präsentation vor der EU zum aktuellen Stand der Forschung und Entwicklung wasserstoffbetriebener Flugzeuge.
Update: Hydrogen-Antriebe seien zudem vor allem für kleinere Kurzstreckenflieger interessant. "Ab 2035 werden emissionsfreie Wasserstoff-Flugzeuge in erster Linie auf Regional- und Kurzstreckenflugzeuge ausgerichtet sein", so Airbus. Es erscheine "ausgeschlossen", die Technologie in näherer Zukunft für einen Nachfolger der A320-Mittelstreckenfamilie einzusetzen.
Auch Boeing-Chef Dave Calhoun hatte in der vergangenen Woche die Verwendung von Wasserstoff in erheblichem Umfang vor 2050 ausgeschlossen.
Auf einer Internet-Seite der Airbus-Group wird dem Wasserstoff eine zentrale Rolle bei der Entwicklung neuer Technologien zugeschrieben. Im September 2020 hatte Airbus seine geplanten "Zero-e"-H2-Flugzeuge vorgestellt. Derzeit ist noch geplant, bis 2035 das erste Nullemissionsflugzeug zu produzieren. (Mit Material von dpa-AFX)
Airbus forscht an neuartigen Technologien zur Verringerung der Emissionen im Flugverkehr. Biosprit-Flieger könnten ein Anfang sein. Bis zur Marktreife von Null-Emissions-Flugzeugen werden jedoch noch viele Jahre vergehen. Bis dahin bleibt Airbus ein wichtiger Produzent von herkömmlich betriebenen Flugzeugen. Die Airbus-Aktie sollte ihren begonnenen Kursaufschwung noch fortsetzen.