Zu Beginn der Coronakrise agierte Warren Buffett recht vorsichtig und verzichtete weitgehend auf größere Zukäufe. Dies nahmen einige zum Anlass, um am Altmeister scharfe Kritik auszuüben. In der einschlägigen Presse konnte man nahezu täglich einen kritischen Bericht über Buffett lesen. Buffett wurde Passivität, ja sogar Ängstlichkeit vorgeworfen.
Der Starinvestor Bill Ackman kommentiere den Verkauf seiner Berkshire-Aktien mit den Worten, dass die Buffett-Holding ihm "zu groß und zu behäbig" geworden sei. Die Bild setzte noch einen drauf und titelte einen ihrer kritischen Artikel mit der Überschrift 'Das Ende der Ära Warren Buffett?'.
Doch schon sehr bald zeigte sich, dass Buffett alles andere als planlos agiert, sondern auch mit 89 Jahren zeigt, dass er in der Lage ist, sich Fehler einzugestehen und sogar seine Investmentstrategie anzupassen.
Verkauf von Fluggesellschaften
Im Rahmen der Hauptversammlung gab der legendäre Investor bekannt, alle seine Airlines-Beteiligungen – Delta Air Lines, American Airlines, Southwest Airlines und United Airlines – veräußert zu haben. Laut Buffett habe sich die Welt für die Fluggesellschaften verändert. Und er wisse nicht, ob die Menschen jetzt ihre Gewohnheiten aufgrund des Lockdowns ändern würden und ob sie in drei, vier Jahren genauso viel fliegen würden wie im letzten Jahr.
Verkauf von Bank-Aktien und Ölgesellschaften
Auffällig ist auch, dass das "Orakel aus Omaha" während der Coronakrise massiv seine Banken-Beteiligungen abgebaut hatte. So wurde am Freitag bekannt, dass Buffett 26 Prozent seiner Anteile der Skandalbank Wells Fargo und 61 Prozent seiner Aktien von JPMorgan Chase abgestoßen hatte. Zudem hat er sich nun komplett von den Anteilsscheinen von Goldman Sachs getrennt. Eine Ausnahme scheint hier Bank of America zu bilden – hier stockte Buffett in den letzten Wochen seine Position auf 11,8 Prozent sogar auf.
Schließlich veräußerte Buffett auch seine Beteiligungen an Restaurant Brands, der Konzernmutter von Burger King und an dem Öl-Konzern Occidental Petroleum.
Kauf von Gold-Aktien
Am Freitag sorgte eine weitere Meldung für regelrechte Sensation. Warren Buffetts Berkshire Hathaway ist ein Investment in Barrick Gold eingegangen. Berkshire erwarb 20,9 Millionen Barrick-Aktien, oder umgerechnet rund 1,2 Prozent an dem Unternehmen. Barrick Gold legte nachbörslich bis zu sieben Prozent zu, nachdem das bekannt geworden ist.
Aktienrückkauf in Milliarden-Höhe
Im Rahmen der Q2-Zahlen, die sehr solide ausgefallen sind, sorgte eine weitere Nachricht für Aufsehen. Berkshire hat in den drei Monaten bis Ende Juni für einen Rekordbetrag von 5,1 Milliarden Dollar eigene Aktien zurückgekauft.
Auch charttechnisch ein Kauf
Seit dem Corona-Tief befindet sich das Papier in einem intakten Aufwärtstrend. Das Kursplus seit März beträgt sehr ordentliche 33 Prozent. Nach der Überwindung wichtiger Chartmarken – der 200-Tage-Linie bei 202,18 Dollar und des Widerstands bei 203,33 Dollar – ist der Weg in Richtung des Widerstands bei 218,80 Dollar frei. Nächstes Anlaufziel für die Bullen wäre dann das Rekordhoch bei 231,61 Dollar.
Zudem hat die Berkshire-Aktie im 52-Wochen-Chart eine Tassenformation – eine der bullishsten Chart-Formationen überhaupt – ausgebildet.
Die neuesten Transaktionen von Buffett zeugen davon, dass die Legende auch mit 89 Jahren seinen Riecher nicht verloren hat. Mehr noch: Buffett zeigt auch jetzt Flexibilität und ist bereit seine Investmentstrategie bei Bedarf den aktuellen Erfordernissen des Marktes anzupassen – wie der Kauf von Gold-Aktien und Verkauf von Bank- und Airlines-Aktien sowie Ölgesellschaften zeigt.
Zudem sitzt Buffett aktuell auf 146,6 Milliarden Dollar Cash. Somit eignet sich die Berkshire-Aktie, die lediglich mit einem 21er-KBV von 1,1 bewertet wird, auch als Hedge gegen einen erneuten stärkeren Markteinbruch.
DER AKTIONÄR bleibt bei seiner Einschätzung: Das Buffett-Papier ist ein "Strong Buy", Anleger können jederzeit zugreifen.