Es reiche nicht mehr aus "Aufklärung als Show zu simulieren", sagte der Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer der Deutschen Presse-Agentur. Verkehrsminister Dobrindt müsse klare politische Regeln und Kontrollen durchsetzen. Der Greenpeace-Verkehrsexperte Daniel Moser sagte, Dobrindt überlasse es noch immer anderen, das wahre Ausmaß der Affäre zu enthüllen.
Was war passiert? Am Dienstagabend hatte VW nach Manipulationen bei Stickoxid-Werten auch "Unregelmäßigkeiten" bei CO2-Werten einräumen müssen. Es gehe dabei hauptsächlich um Dieselautos, aber auch um eine geringe Anzahl von Benzinern. Es gehe um den Polo, Golf und Passat, sagte ein Sprecher. Bei Audi seien A1- und A3-Modelle betroffen. Bei Skoda gehe es um den Octavia, bei Seat um den Leon und Ibiza. Auch bei einem Benzinmotor mit Zylinderabschaltung gebe es Auffälligkeiten. Es handele sich aber um eine geringe Stückzahl. Bei den Dieselmotoren seien 1,4-, 1,6- und 2,0-Liter-Varianten betroffen. Wie hoch der gemessene Ausstoß über den offiziellen Werten liegt, sagte ein VW-Sprecher zunächst nicht. Auch andere Fragen blieben offen - zum Beispiel, in welchen Ländern wie viele Fahrzeuge betroffen sind.
VW-Aktie säuft ab
Die Anleger reagierten sofort und schickte die VW-Aktie erneut auf Talfahrt. Das Papier notierte am Dienstag gegen 18 Uhr noch bei knapp 110 Euro. Am Mittwoch wurde die Aktie bis auf 102 Euro zurecht gestutzt. Die Ungereimtheiten rund um die CO2-Werte und den Spritverbrauch könnten einen weitaus stärkeren Einfluss auf die Absatzzahlen von VW haben, schrieb Analyst Sascha Gommel von der Commerzbank. "Er betrifft die Autobesitzer mehr als der Diesel-Skandal."
CO2 im Blickfeld
"Nach derzeitigem Erkenntnisstand können davon rund 800 000 Fahrzeuge des Volkswagen-Konzerns betroffen sein", hieß es in Wolfsburg mit Blick auf die CO2-Werte. Europas größter Autobauer taxierte die wirtschaftlichen Risiken in einer ersten Schätzung auf rund zwei Milliarden Euro. CO2 ist zwar unschädlich für den Menschen, aber zugleich das bedeutendste Treibhausgas und wesentlich für die menschengemachte Erderwärmung verantwortlich. Die CO2-Grenzwerte sind in der EU in den vergangenen Jahren nach schwierigen Verhandlungen verschärft worden.
Daimler reagiert
Porsche stoppte den Verkauf des Geländewagens Cayenne mit Dieselmotor in den USA. Man habe die Auslieferung der entsprechenden Modelle dort vorerst eingestellt, sagte ein Sprecher am Mittwoch. Dies sei eine reine Vorsichtsmaßnahme. Man prüfe die Vorwürfe der EPA noch. Daimler regierte sofort und schloss Unregelmäßigkeiten bei den CO2-Werten seiner Fahrzeuge aus, wie ein Sprecher sagte. Daimler-Chef Dieter Zetsche sagte am Mittwoch: "Bei uns gibt es keinen Handlungsbedarf."
Daimler und Peugeot bevorzugen
Es bleibt dabei: Die hohe Volatilität sollte die VW-Aktie noch mehrere Monate begleiten. Gut möglich, dass der Worst-Case größtenteils eingepreist ist. Dennoch bleibt die Unsicherheit: Gibt’s es noch weitere Manipulationen? Und wie hoch wird die Strafe letztendlich ausfallen? DER AKTIONÄR bevorzugt unter den Autotiteln weiterhin Daimler. Wer es etwas spekulativer mag, der setzt auf den Turnaround-Wert Peugeot.
(Mit Material von dpa-AFX)