Ein Fehlgriff beim Umbau ihres Frachtgeschäfts durchkreuzt die Gewinnpläne der Deutschen Post. Wegen hoher Abschreibungen auf Computersysteme und befürchteter Mehrbelastungen infolge rechtlicher Fragen streicht Vorstandschef Frank Appel zum zweiten Mal das Gewinnziel für 2015 zusammen.
Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) dürfte statt 2,95 bis 3,1 Milliarden nur noch mindestens 2,4 Milliarden Euro erreichen. Ein neues Konzept für die Frachtsysteme muss erst noch erarbeitet werden. Die ursprüngliche Gewinnprognose für 2015 hatte Appel erst Anfang August gekappt. Grund dafür waren die wochenlangen Streiks der Postbeschäftigten. Für 2016 geht Appel aber weiterhin von einem EBIT von 3,4 bis 3,7 Milliarden Euro aus. Zur kompletten Unternehmensmeldung.
Großer Wurf ist nicht gelungen
Der seit Monaten laufende Umbau der DHL-Frachtsparte auf neue Computersysteme und Geschäftsabläufe hat aus Sicht der Post offenbar kaum Aussicht auf Erfolg. Es gebe eine geringere Wahrscheinlichkeit, dass das unter dem Namen NFE geführte System in der gegenwärtigen Form positive Effekte erzielen könne, hieß es in der Mitteilung. Statt dessen denkt das Unternehmen nun über eine "flexible IT-Architektur" nach, die bestehende Systeme verbessert und zusammenführt. Sie soll auch bereits verfügbare Systeme integrieren, die sich in der Speditionsbranche bewährt hätten.
Wegen der Rolle rückwärts schreibt die Post in ihrer Bilanz für die ersten neun Monate Investitionen von 345 Millionen Euro ab. Zusätzlich muss sie 37 Millionen Euro ausgeben, um die bereits erfolgte Umstellung in den ersten Ländern wieder zurückzudrehen.
Sonderbelastungen von 200 Millionen Euro
Teuer wird es für die Post möglicherweise auch in anderen Bereichen. So rechnet der Vorstand wegen der "Neubeurteilung rechtlicher und regulatorischer Sachverhalte" mit Sonderbelastungen von rund 200 Millionen Euro. Betroffen seien neben dem Frachtgeschäft auch der Gewinnbringer DHL Express und die Stammsparte PeP, in der neben dem heimischen Briefgeschäft auch der Paketversand in Deutschland und Nachbarländern sowie das Internetgeschäft mit dem E-Postbrief sowie der Postbus gebündelt sind.
Stark unter Beschuss
Im Zuge dieser Negativmeldungen geriet die Aktie der Deutschen Post natürlich deutlich unter Druck. Im frühen Handel beläuft sich das Minus auf knapp drei Prozent. Wer bereits investiert ist, hat dennoch keinen Grund in Panik zu verfallen. Schließlich sind die mittel- bis langfristigen Aussichten (auch dank des höheren Portos) weiterhin gut und die Bewertung ist nach wie vor günstig. Der Stopp sollte bei 21,00 Euro belassen werden.
(Mit Material von dpoa-AFX)