Die Munich Re präsentiert an diesem Dienstag (9. August) die Zahlen zum abgelaufenen zweiten Quartal. Viele Experten rechnen mittlerweile damit, dass der Rückversicherer seine Ziele für 2022 nicht erreicht und möglicherweise eine Gewinnwarnung ausspricht. Die Erwartungen spiegeln sich schon länger im Kurs wider.
Noch im Februar stellte Vorstandschef Joachim Wenning einen Jahresgewinn von 3,3 Milliarden Euro in Aussicht. Doch seitdem herrscht Krieg in der Ukraine, was sich auch auf die Zahlen der Munich Re auswirken sollte.
Im ersten Quartal schrieb der Rückversicherer fast 700 Millionen Euro auf russische und ukrainische Anleihen ab. Netto belief sich die Belastung für den Konzern noch auf 370 Millionen Euro, weil die Lebensversicherungskunden einen Teil der Verluste tragen müssen – und die Abschreibungen die Steuerlast mindern.
Zudem verbuchte die Munich Re infolge des Kriegs Versicherungsschäden von etwas über 100 Millionen Euro. Viele Schadenmeldungen gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie Finanzchef Christoph Jurecka im Mai erläuterte. Während bei normalen Verträgen im Schaden- und Unfallgeschäft Kriegsrisiken ausgeschlossen seien, erwartete er Belastungen in Spezialbereichen wie der Versicherung von Transporten, Krediten und Deckungen gegen politische Gewalt.
Wegen der "fragilen gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen", der Schwankungen an den Kapitalmärkten sowie des unklaren Fortgangs der Pandemie und des Kriegs sah der Vorstand im Mai seine Prognosen und Ziele des Konzerns für 2022 unter erhöhter Unsicherheit. Auch um den Überschuss wie geplant zu steigern, sollen die Prämieneinnahmen in diesem Jahr konzernweit auf 64 Milliarden Euro wachsen – und damit stärker als zunächst geplant.
Von der Munich Re befragte Branchenexperten gehen nicht mehr davon aus, dass der Konzern sein Gewinnziel in diesem Jahr erreicht. Im Schnitt rechnen sie mit einem Überschuss von gut 3,1 Milliarden Euro. Die Bruttoprämieneinnahmen werden bei 63,8 Milliarden Euro erwartet.
Im zweiten Quartal dürfte die Munich Re denn auch deutlich weniger verdient haben als ein Jahr zuvor. Der Gewinn soll den Schätzungen nach von 1,1 Milliarden auf 719 Millionen Euro sinken.
Die Aktie der Munich Re hat in den letzten Wochen deutlich underperformt. Darin spiegelt sich die Erwartung des Marktes wider, dass der Rückversicherer wohl Probleme hat, die eigenen Ziele zu erreichen. Andererseits ist das Überraschungspotenzial auf der Oberseite sehr groß. DER AKTIONÄR wird morgen Früh über die Halbjahreszahlen berichten.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Munich Re