Die Berichtssaison erreicht hierzulande ihren Höhepunkt: Zehn DAX-Unternehmen werden in dieser Woche ihre Zwischenbilanzen für das zweite Quartal vorlegen. Die Aktionäre von Wirecard müssen sich allerdings noch etwas gedulden – der Zahlungsspezialist öffnet seine Bücher erst am 7. August. Worauf können sich die Anleger gefasst machen?
Seit die Financial Times (FT) Ende Januar angefangen hat, mit kritischen Artikeln über angebliche Bilanz-Tricksereien gegen Wirecard zu schießen, legt sich der Zahlungsabwickler im operativen Geschäft scheinbar besonders in Zeug: Gleich mehrmals pro Woche konnte Wirecard in den vergangenen Monaten mit neuen Partnerschaften oder Projekten aufwarten.
Von Zurückhaltung potenzieller Kunden wegen der Dauerfehde mit der britischen Zeitung keine Spur – mit dem Discounter Aldi hat Wirecard zuletzt nicht nur ein besonders großes, sondern auch als äußerst vorsichtig geltendes Unternehmen als Partner gewonnen.
Die angestrebte Kooperation mit den deutschen Filialen der Aldi Gruppe bei der Abwicklung von Zahlungen mit Kreditkarten und internationalen Debit-Karten wird sich erst in späteren Quartalsbilanzen niederschlagen, doch auch so sind die Vorzeichen für die Q2-Zahlen von Wirecard gut.
Was ist bei der Konkurrenz los?
Branchenkollegen wie Visa, Ingenico und Paypal haben bereits in der Vorwoche positive Zwischenbilanzen für das zweite Quartal gezogen und teils deutliche Steigerungen beim Volumen der abgewickelten Zahlungen verzeichnet.
Ingenico-Chef Nicolas Huss hatte daraufhin die Umsatz- und Ergebnisprognose für das Gesamtjahr erhöht (DER AKTIONÄR berichtete). Auch Paypal hatte die EPS-Prognose für 2019 am vergangenen Mittwoch erhöht, gleichzeitig jedoch die Umsatzerwartungen leicht gesenkt – und damit viele Anleger vor den Kopf gestoßen.
Die US-Peers Mastercard (30. Juli) und Square (1. August) werden ebenfalls noch in dieser Woche ihre Q2-Zahlen veröffentlichen. Der niederländische Rivale Adyen ist erst am 22. August an der Reihe.
Was erwarten die Analysten bei Wirecard?
Bei Wirecard selbst prognostizieren die von Bloomberg befragten Analysten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen 31-prozentigen Umsatzanstieg auf 626,9 Millionen Euro. Beim operativen Ergebnis (EBITDA) wird ein Plus von 38 Prozent auf 183,9 Millionen Euro erwartet. Der Gewinn pro Aktie soll mit rund 0,99 Euro sogar 48 Prozent über dem Vorjahreswert liegen.
Entsprechend positiv auch die Konsensschätzungen für die Wirecard-Aktie: Von 30 Analysten raten aktuell 23 zum Kauf der Aktie und zwei zum Halten. Das Konsensziel auf 12-Monatssicht liegt mit 192,48 Euro rund 27 Prozent über dem aktuellen Kursniveau.
Mit einem Kursziel von 200 Euro traut DER AKTIONÄR der Wirecard-Aktie auf mittlere Sicht sogar noch etwas mehr zu. Die Kaufempfehlung für den DAX-Titel wird vor den Zahlen bestätigt. Ob auch Wirecard die Ziele für 2019 anhebt, ist fraglich – schließlich wurde die EBITDA-Prognose bereits nach den Q1-Zahlen erhöht. In den vergangenen Jahren war Wirecard aber immer wieder für eine Überraschung gut.