Es ist die medizinische Sensation des Jahres: Forschern ist es gelungen, das menschliche Erbgut mit der Gen-Schere CRISPR gezielt zu verändern. Mithilfe dieses umstrittenen Hilfsmittels behoben die Wissenschaftler bei humanen Embryonen Gendefekte, die für einen Herzfehler verantwortlich sind. Um die defekten Stellen im Erbgut zu finden, muss das Genom (das gesamte Erbgut eines Menschen) vorab sequenziert, sprich entschlüsselt werden. Technologisch führend in diesem Bereich ist der US-Diagnostik-Spezialist Illumina.
Profiteur medizinischer Megatrends
Neben der Gen-Schere zählt auch die personalisierte Medizin derzeit zu den beherrschenden und heiß diskutierten Themen in der Medizin. Denn der Trend geht dahin, dass jeder Patient eine personalisierte, also auf den einzelnen Menschen zugeschnittene Therapie erhält. Die Auswahl der Medikamente als Mono- oder Kombi-Behandlung sowie die anschließende Medikation hängen in Zukunft davon ab, welche Gene modifiziert beziehungsweise mutiert sind.
Und da kommt Illumina ins Spiel: Dem Konzern aus San Diego ist es gelungen, in den vergangenen Jahren ein im Diagnostik-Bereich einzigartiges Produktportfolio zu entwickeln. Allen voran die neueste Produktreihe namens NovaSeq verspricht einen unfassbaren Kosten-Nutzen-Effekt.
Diese Illumina-Sequenzierer schaffen es, ein menschliches Genom bis zu 70 Prozent schneller zu entschlüsseln. Gleichzeitig fallen dadurch die Kosten für den Vorgang rapide. Die Biotech-Schmiede hat sich zum Ziel gesetzt, in Kürze den finanziellen Aufwand für die Entschlüsselung eines Genoms auf lediglich 100 Dollar zu drücken.
Der Clou: Zum einen trägt die NovaSeq-Sequenzierungstechnologie zur Kostenreduktion im jeweiligen Gesundheitssystem bei, de facto ganz nach dem Geschmack von Donald Trump. Auf der anderen Seite ist dieser technologische Fortschritt der Schlüssel zur personalisierten Medizin und ermöglicht den gezielten Einsatz der Gen-Schere CRISPR.
Kosten runter, Gewinn hoch
Das Biotech-Unternehmen schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe: Während die Kosten der Genomanalyse um weitere 90 Prozent fallen, geht der Gewinn von Illumina durch die Decke (siehe Grafik links). Im kommenden Jahr dürfte der Diagnostik-Spezialist erstmals über drei Milliarden Dollar umsetzen und stärker denn je von den medizinischen Megatrends profitieren. Einen Vorgeschmack auf das, was dieser technologische Fortschritt bewirken wird, haben die Quartalszahlen zum zweiten Quartal in diesem Geschäftsjahr bereits eindrucksvoll geliefert.
Illumina ist zurück in der Spur und konnte die Erwartungen der Analysten zuletzt deutlich übertreffen. Neben einem erfreulichen Ergebnis von 0,82 Dollar je Aktie überzeugte die Anleger allen voran der Umsatz von 662 Millionen Dollar. Damit konnte Illumina die Wachstumsdelle der vergangenen Quartale überwinden. Gleichzeitig hob die Biotech-Schmiede den Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr an. Dass das Geschäft an Fahrt gewinnt, ist in erster Linie der NovaSeq-Reihe zu verdanken, welche seit April im Handel ist.
Top-Pick unter den Diagnostik-Firmen
Egal ob Gen-Schere, personalisierte Medizin oder künstliche Intelligenz in der Diagnostik: Die Grundlage für den Durchbruch beziehungsweise erfolgreichen Einsatz dieser Trends bildet eine Genomanalyse. Aufgrund der Marktmacht und des technologischen Know-hows führt kein Weg an der Biotech-Schmiede Illumina vorbei.
Anleger honorieren diese vielversprechenden Aussichten und treiben die Aktie auf ein neues 52-Wochen-Hoch. Damit generiert das Papier ein starkes Kaufsignal. Risikobewusste Anleger können bei Illumina weiter zugreifen. Ein Angriff auf das Rekordhoch bei 242,37 Dollar sollte nur eine Frage der Zeit darstellen.
Hinweis: Dieser Artikel erschien bereits teilweise in der Ausgabe 34/2017 von DER AKTIONÄR als Top-Tipp konservativ.