Die Stahlbranche steht vor großen Herausforderungen. Zu den langwierigen Problemen wie den Überkapazitäten oder dem Wandel im Automobilsektor kommen noch die ambitionierten Klimaziele, die hohe Investitionen erfordern. Um dies zu stemmen, werden immer wieder Rufe nach einer Deutschen Stahl AG laut. Doch der Rivale Salzgitter macht einmal mehr klar, dass man davon wenig hält.
Salzgitter-Chef Heinz Jörg Fuhrmann sprach sich im Spiegel-Interview einmal mehr gegen eine Fusion mit ThyssenKrupp aus. Auch bei einem vom Bund mit Milliardenzuschüssen geförderten Umbau der deutschen Stahlindustrie hin zu Wasserstoff gelte das. Bei Salzgitter sei man „schlanker, schneller und bescheidener“ als Wettbewerber“. „Das möchten wir gern erhalten“, so Fuhrmann.
Er forderte jedoch eine rasche Entscheidung der Politik, was Investitionshilfen für den Umbau zu klimafreundlicherem Stahl angeht. Der erste konkrete Schritt für einen raschen Umbau zu einer wasserstoffbasierten Produktion würde bei Salzgitter bereits rund eine von geschätzt drei Milliarden Euro kosten. Der Konzern selbst will davon weniger als 50 Prozent selbst tragen. Der Rest soll aus Fördermitteln stammen.
Am heutigen Montag wird Salzgitter derweil die abschließende Bilanz für 2020 ziehen. Vorläufige Zahlen liegen allerdings bereits vor.
ThyssenKrupp und Salzgitter stehen vor tiefgreifenden Veränderungen, die beide wohl eigenständig umsetzen werden. Das wird nicht einfach, ist angesichts der Hoffnung auf eine Konjunkturerholung nach der Coronakrise aber durchaus möglich. Spekulative Anleger können deshalb weiter auf ein Comeback der Stahlbranche hoffen. Gelingt dies, ist das Potenzial bei ThyssenKrupp größer – das Risiko ist aber auch höher.