Kaum eine Branche ist so abhängig von anhaltenden Gaslieferungen wie die Stahlhersteller. Die Sorge vor einem Aus von Nord Stream 1 und die Rezessionsangst haben die Aktie von Thyssenkrupp deshalb in den vergangenen Wochen deutlich nach unten gedrückt. Doch mit den neuen Gerüchten vom Dienstag kam es nun auch wieder zu einem Kurssprung nach oben.
Die Hoffnung auf weitere Gaslieferungen haben zahlreiche Werte im DAX regelrecht beflügelt. Auch Thyssenkrupp hat zugelegt und notiert rund 15 Prozent höher als noch zu Wochenbeginn. Der Hintergrund ist klar: Würde Russland bei Nord Stream 1 den Gashahn zudrehen, wären Produktionsausfälle bei den Stahlwerken unvermeidlich.
„Wir bereiten uns in verschiedenen Szenarien auf eine Unterbrechung oder eine Einschränkung der Erdgasversorgung vor“, sagte ein Thyssenkrupp-Sprecher in der vergangenen Woche. „Einschränkungen der Versorgung sind zugleich mit Einschränkungen in der Produktion verbunden, können von uns aber bis zu einer bestimmten Schwelle begleitet werden. Ein Mindestbezug ist zur Aufrechterhaltung unserer Produktion aber unverzichtbar.“
Fließt das Gas nun weiter, bleiben zwar die Rezessionssorgen. Doch dies ist angesichts der Bewertung der Aktie eingepreist. Ein KGV von 3 für das laufende Jahr und eine Marktkapitalisierung, die inzwischen etwa auf dem Niveau liegt, das alleine die Wasserstoff-Tochter Nucera bei einem IPO auf die Waage bringen soll, sprechen für die Aktie.
Stahl-Aktien bleiben eine heiße Wette. Die Entwicklung rund um russisches Gas sowie die Inflations- und Rezessionssorgen dürften die Kurse weiter beeinflussen. Doch schon die Aussicht auf Entspannung dürfte deutlich höhere Kurse nach sich ziehen. Nur spekulative Anleger erwägen jetzt einen Einstieg.