Wegen des Ukraine-Kriegs hat Thyssenkrupp die Cashflow-Prognose ausgesetzt und die Anleger damit auf dem falschen Fuß erwischt. Die Aktie ist daraufhin deutlich eingeknickt und hat die jüngsten Erholungsgewinne abgegeben. Inzwischen haben sich auch die ersten Experten zu diesem Schritt geäußert.
Gut kommt die Streichung der Prognose erwartungsgemäß nicht an. Die DZ Bank etwa hat wegen der gestiegenen operativen Risiken die Gewinnschätzungen revidiert und das Kursziel von 14 auf 12 Euro gesenkt. Analyst Dirk Schlamp verdoppelte dabei auch den berücksichtigten Bewertungsabschlag auf zehn Prozent.
Noch skeptischer zeigt sich die LBBW, die den fairen Wert sogar von 10,30 auf 7,00 Euro angepasst hat. „Direkte Umsätze mit Russland und der Ukraine sind für Thyssenkrupp vernachlässigbar klein“, so Analyst Jens Münstermann. „Der Konzern spürt aber die Folgen des Kriegs in Form von Preissteigerungen bei Rohstoffen und gestörten Lieferketten insbesondere in den Bereichen Stahl und Autozulieferung.“ Er betonte auch nochmal die derzeit unmögliche Ausgliederung des Stahlgeschäfts und rät zum Verkauf der Aktie.
Nicht nur Skepsis
Optimistischer bleibt Bastian Synagowitz von der Deutschen Bank, der bereits lange sehr bullish gestimmt ist. Wegen vorsichtigerer Schätzungen senkte er das Ziel zwar leicht von 18 auf 17 Euro. Angesichts des verbleibenden Kurspotenzials bleibt er aber bei seiner Kaufempfehlung.
Auch die Baader Bank spricht von einer Belastung des Aktienkurses durch die gestrichene Prognose. Allerdings sollte Thyssenkrupp mit einer Nettoliquidität von mehr als drei Milliarden Euro keinerlei Probleme haben, dem Sturm zu trotzen, so Analyst Christian Obst. Er bestätigte sein Kursziel deshalb bei 16 Euro.
Die indirekten Folgen des Ukraine-Kriegs belasten Thyssenkrupp stärker als gedacht. Einmal mehr enttäuscht der Konzern mit der Entwicklung beim Cashflow und verspielt wieder Vertrauen bei den Anlegern. Vor einem Einstieg sollte eine Beruhigung der Situation abgewartet werden.