Mit einem Minus von rund zehn Prozent zählt die Aktie von ThyssenKrupp am Donnerstag zu den schwächsten Werten im MDAX. Der Konzern hat mit der zurückgenommenen Prognose wieder einmal Vertrauen bei den Anlegern verspielt. Vor allem ein altbekanntes Problem rückt dabei wieder in den Fokus.
Denn ausgesetzt wurde gerade der Ausblick für den Freien Cashflow. Dieser steht bei Thyssenkrupp seit Langem besonders im Fokus, da der Konzern in den vergangenen Jahren sehr viel Geld verbrannt und diesen Mittelabfluss noch immer nicht wirklich in den Griff bekommen hat. Im laufenden Jahr wollte das Management hier nun endlich die schwarze Null erreichen – von diesem Ziel muss man sich wohl wieder verabschieden.
Akute Sorgen müssen sich Anleger allerdings nicht machen. Die Kasse von ThyssenKrupp ist noch immer gut gefüllt. Seit dem Verkauf der Aufzugssparte hat der Konzern die Lage hier beruhigt. Alleine der Nettocash-Bestand von über drei Milliarden Euro verleiht noch immer Zeit. Dennoch: Ewig kann der Mittelabfluss nicht weitergehen, auch die Anleger sehnen sich nach Erfolgsmeldungen beim Cashflow.
Angst um Nucera-Börsengang
Neben dem Cashflow sorgt noch ein weiteres Thema für Unbehagen. Die Nachricht, dass die Abspaltung der Stahlsparte vorerst ad acta gelegt wurde, sorgt für Unsicherheit. Es könnte die Gefahr bestehen, dass auch das IPO der Wasserstoff-Tochter Nucera noch platzt, durch das hohe verborgene Werte gehoben werden könnten. Hier gilt es allerdings auch zu bedenken, dass die Energiekrise die Bedeutung von sauberen Lösungen wie Wasserstoff wieder in den Fokus gerückt hat – und auch die Bewertungen von börsennotierten Pure Playern wie Nel oder ITM Power wieder deutlich gestiegen sind.
Obwohl ThyssenKrupp kaum direkte Umsätze in Russland und der Ukraine erzielt, spürt der Konzern die Folgen des Kriegs stärker als gedacht. Dem Konzern gelingt es damit weiterhin nicht, nachhaltig Vertrauen bei den Anlegern zu gewinnen. Die Stimmung hat sich damit wieder eingetrübt, auch weitere Rücksetzer sind denkbar.