Der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers hat sich in der Corona-Krise bislang robust gehalten. So entwickelte das Unternehmen etwa Tests im Zusammenhang mit dem Virus, auch die Nachfrage in der Bildgebung hält an. Dennoch rechnet die Siemens-Tochter kurzfristig mit einer Delle. Langfristig sieht sich das Unternehmen jedoch gut gerüstet und setzt im milliardenschweren Medizintechnikmarkt auf Digitalisierung und künstliche Intelligenz.
Siemens Healthineers hofft dabei auf Millioneneinnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Krise. So könnten die beiden jüngst entwickelten Corona-Tests - ein molekularer und ein Antikörpertest - zusammen einen dreistelligen Millionenbetrag in die Kassen spülen, stellte Finanzvorstand Jochen Schmitz bei der Vorlage der Zahlen zum zweiten Geschäftsquartal im Mai in Aussicht. Die Produktion hat das Unternehmen dafür hochgefahren.
Aber auch im Geschäft mit der Bildgebung könnte Siemens Healthineers von Corona profitieren: Auf Computertomographen könnten Lungenerkrankungen schnell erkannt und diagnostiziert werden, mit Blutgassystemen würden die Lungenfunktionen von Intensivpatienten überwacht. Dennoch erwartet Schmitz durch die Krise zunächst eine Umsatzdelle.
Wann geht es wieder aufwärts?
Im zweiten Quartal schnitt der Medizintechnikkonzern besser ab als von Analysten erwartet. Dabei profitierte das Unternehmen von guten Geschäften in der Bildgebung und der personalisierten Medizin. Die Diagnostiksparte litt hingegen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie unter fehlenden Patienten.
Die Talsohle sieht das Unternehmen im dritten Geschäftsquartal, den Ausblick für das am 30. September endende Geschäftsjahr zog Healthineers zurück. Die Siemens-Tochter will am 3. August ihre Zahlen für das Quartal vorlegen. Analysten erwarten dabei deutliche Rückgänge bei Umsatz und Gewinn sowohl im Vergleich zum Vorjahr als auch zum Vorquartal. Jedoch sollte es im vierten Quartal wieder aufwärts gehen - hier gehen von Bloomberg befragte Experten von deutlichen Zuwächsen gegenüber den Vorquartalen aus.
Langfristig bleibt Healthineers zuversichtlich. Für die Geschäftsjahre 2020/21 und 2021/22 geht der Konzern von einem mittelfristigen vergleichbaren Wachstum von mehr als fünf Prozent aus. Das Gewinnplus je Aktie soll jeweils rund zehn Prozent betragen. Treiber dürften dabei zunächst weiter die Präzisionsmedizin sowie die Bildgebung bleiben. Digitalisierung und Automatisierung sind zwei Schwerpunkte für künftiges Wachstum. Dabei steht Healthineers insgesamt auf soliden Füßen. Rund 50 Prozent der Umsätze sind wiederkehrend, sprich aus dem Servicegeschäft.
Siemens Healthineers ist in einem lukrativen Wachstumsmarkt gut positioniert. Die Aktie bleibt langfristig ein Basisinvestment. Auch kurzfristig besteht bei den Zahlen Überraschungspotenzial, nachdem zuletzt bereits der Wettbewerber Philips die Erwartungen geschlagen hat.
Mit Material von dpa-AFX