Der Stahlhersteller Salzgitter hat im ersten Halbjahr wegen der Corona-Krise einen Millionenverlust verbucht. Nach den ersten sechs Monaten steht ein Minus von 144,7 Millionen Euro nach Steuern, nachdem das Unternehmen im Vergleichszeitraum 2019 noch 96,4 Millionen Euro verdient hatte. Während die Baubranche sich trotz der Krise stabil zeigte, belastete vor allem der Nachfrageeinbruch aus der Automobilindustrie das Ergebnis, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte.
Bereits Ende Juli hatte Salzgitter mit vorläufigen Zahlen über einen Fehlbetrag von 127,8 Millionen Euro informiert. Die Folgen der Pandemie hätten den Konzern im zweiten Quartal 2020 deutlich stärker beeinträchtigt als in den ersten drei Monaten des Jahres, hieß es. Derzeit liege der Fokus auf dem Management der wirtschaftlichen Auswirkungen. „Oberste Priorität besitzt die Sicherung der Liquidität des Konzerns“, sagte Vorstandschef Heinz Jörg Fuhrmann.
Die Gesellschaften des Konzerns verzeichneten verglichen mit 2019 einen Rückgang der Auslastung von 10 bis zu 70 Prozent. Dem Unternehmen zufolge entfalteten die schon vor der Krise überdimensionierten Importquoten für zollfreie Stahlimporte in die EU keine Schutzwirkung. Deren Anteil infolge des Rückgangs der Stahlnachfrage in der EU habe sich im zweiten Quartal sogar erhöht. Der Umsatz sank im ersten Halbjahr im Vergleich zu 2019 von 4,53 Milliarden auf 3,63 Milliarden Euro.
Prognose mit Fragezeichen
Beim Stahlproduzenten gehen die Verantwortlichen weiter davon aus, dass das zweite und dritte Quartal Tiefpunkte der gegenwärtigen Krise sind. Zugleich wird aber betont, dass es sich bei dem Ausblick mit einem „merklich reduzierten Umsatz“ und einem negativen Vorsteuerergebnis im „niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich“ nur um eine grobe Einschätzung handeln könne. Vor allem die Vielfalt in den Produkten mildert nach eigener Einschätzung die Auswirkungen der Krise für den Konzern ab.
Die Stahlbranche leidet wie kaum ein anderer Sektor unter der Wirtschaftskrise. Eine nachhaltige Erholung lässt noch immer auf sich warten. Ob Salzgitter schnell den Turnaround schafft, ist weiter offen. Die Aktie bleibt damit hochspekulativ. Trader können aufgrund des deutlich aufgehellten Chartbilds nun aber wieder einen Blick auf den SDAX-Titel werfen.
Mit Material von dpa-AFX