Viel Zeit bleibt nicht mehr, dann endet die größte Sanierung, die die Deutsche Bank seit Längerem durchlaufen hat. Vor allem durch den Ukraine-Krieg werden wichtige Ziele zunehmend unerreichbar. Die Märkte geraten durch die Zinspolitik außerdem unter Druck, was kurzfristig auf dem Kurs lasten dürfte.
Deutsche-Bank-CEO Christian Sewing war 2018 angetreten, um das Finanzinstitut wieder auf Kurs zu bringen und die Kosten drastisch zu senken. Gleichzeitig sollte die Profitabilität gesteigert werden. Seit 2019 läuft nun der Umbau, 2022 soll er vorerst enden.
Mehr Mitarbeiter als gedacht
Allerdings steigen nicht zuletzt durch die Inflation und den stockenden Personalabbau die Kosten wohl deutlich über die gesdteckten Ziele. Zum Ende des zweiten Quartals waren umgerechnet fast 83.000 Mitarbeiter in Vollzeitstellen bei der Bank beschäftigt. Eigentlich sollten es nach dem Ende der Sanierung nur noch 74.000 sein.
Die Kosten steigen immer weiter
Vom absoluten Kostenziel von 16,7 Milliarden Euro hatte man sich bereits vor einem Jahr verabschiedet. Das relative Ziel einer Kosten-Ertrags-Quote von 70 Prozent kann nun auch nicht mehr gehalten werden. Das Management will maximal bei 75 Prozent in diesem Jahr landen. Das wurde kürzlich bekannt gegeben. Absolut rechnet der Konsens 2022 mit Kosten von 19,8 Milliarden.
Bei der Rentabilität trauen die Analysten dem Ziel des Managements von acht Prozent für das Gesamtjahr immer noch nicht über den Weg. Aktuell liegt die Konsens-Schätzung bei 6,6 Prozent. Positiv sind aber die Erträge – Analysten erwarten mittlerweile mehr als zwei Milliarden Euro höhere Erlöse als zu Jahresbeginn.
Damit steigen auch die Erwartungen an den Nettogewinn für 2022. Nach 3,3 Milliarden Euro werden nun vier Milliarden prognostiziert. Damit hat die Bank einen guten Puffer für mögliche Kreditausfälle im Winter und gleichzeitig Luft, um die geplanten Ausschüttungen an die Aktionäre hochzufahren.
Auch wenn die Ziele aus dem Jahr 2019 nicht punktgenau getroffen werden könnten, ist es ein Erfolg überhaupt in ihre Nähe zu kommen. Dies hatte damals nämlich fast niemand für möglich gehalten.
Aktuell leidet der Kurs allerdings mit dem Gesamtmarkt und es zeigt sich ein ähnliches Bild wie in den USA vor einigen Monaten: Zu starke Zinserhöhungen belasten die Wirtschaft und könnten indirekt den Banken ihr Geschäft vermiesen. Bankaktien sind indes einer der wenigen Inflations-Hedges. Anleger achten auf den Stopp bei 5,90 Euro.