Die Commerzbank wird wahrscheinlich mehr Filialen in Deutschland schließen als ursprünglich geplant, nachdem sie das Ziel einer Reduktion auf 450 Zweigstellen bis Jahresende erreichen dürfte. Das berichtet Bloomberg unter Berufung auf Finanzchefin Bettina Orlopp. Die Aktie gönnt sich indes eine Verschnaufpause.
"Wir müssen uns unser gesamtes Filialnetzwerk genau anschauen, weil die Kunden sich in die Richtung von digitalen Kanälen bewegen", sagte Orlopp auf der Investorenveranstaltung, die am Dienstag stattfand und deren Aufzeichnung auf der Website des Instituts veröffentlicht wurde. "Wir müssen wohl anerkennen, dass wahrscheinlich auch 450 nicht die finale Zahl ist und dass wohl noch mehr kommen wird", sagte sie.
Die zweitgrößte börsennotierte deutsche Bank arbeitet derzeit das ambitionierte Kostensenkungsprogramm ab, das Vorstandschef Manfred Knof vergangenes Jahr angestoßen hat. Ein Kernstück des Plans ist die Reduzierung der deutschen Filialen auf 450 von 800 Ende 2020. Das soll auch dabei helfen, ungefähr 3.500 Vollzeitstellen in der Privatkundensparte einzusparen.
Die Führung der Sparte wurde im vergangenen Jahr von Thomas Schaufler übernommen, der vom größten österreichischen Geldhaus Erste Group Bank AG kam und noch mehr als seine Vorgängerin Sabine Schmittroth die Digitalisierung betont.
Die Commerzbank erwägt derzeit auch, die geplante Integration ihrer boomenden Onlinetochter Comdirect abzublasen und stattdessen deren kundenorientierte IT auch für die Commerzbank-Kunden zu nutzen, wie Bloomberg News kürzlich berichtete. Eine Folge dieses Schrittes wäre, dass gewisse Kosteneinsparungen nicht eintreten würden, die dann an anderer Stelle ausgeglichen werden müssten.
Die Aussicht auf steigende Zinsen und eine latente Übernahmefantasie haben der Commerzbank-Aktie zuletzt Flügel verliehen. Innerhalb kurzer Zeit ging es von rund sechs auf über acht Euro nach oben. Dass der Kurs erst einmal konsolidieren muss, ist normal und gesund.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.
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