Die Commerzbank galt jahrelang als Übernahme-Kandidat in der Eurozone. Zuletzt scheiterte die geplante Fusion mit der Deutschen Bank im April 2019. Nun kamen erneut Gerüchte auf, dieses Mal soll die UniCredit Interesse gezeigt haben. Schon bald könnten grenzüberschreitende Fusionen wahrscheinlicher werden.
Die Bankenunion in der Eurozone ist immer noch unvollendet. Zwar gibt es seit Jahren eine gemeinsame Aufsicht der größten Institute durch die EZB und die Abwicklung im Krisenfall wurde vereinheitlicht. Wichtige Elemente der Harmonisierung fehlen indes noch. Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht hat sich letzte Woche nun darauf geeinigt, dass grenzüberschreitende Transaktionen innerhalb der Bankenunion aus Risikosicht genauso behandelt werden sollten wie rein inländische. Das erklärte das Gremium am Dienstag und bestätigte damit einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg.
Am Kapital soll es nicht mehr scheitern
Der wohl wichtigste Effekt dieser Änderung dürfte sein, dass Übernahmen innerhalb Europas nicht mehr automatisch mit dem Risiko höherer Kapitalanforderungen einhergehen würden. Davon ist auch Magdalena Stoklosa, Analystin bei Morgan Stanley, überzeugt. Die Vereinbarung würde „den Weg für eine weitere Vertiefung der Bankenunion und vor allem für grenzüberschreitende Fusionen und Übernahmen ebnen“.
BNP Paribas als Profiteur
Eine Konsolidierung gab es bisher größtenteils innerhalb nationaler Grenzen, so dass die Institute weiter gegenüber ihren größeren Konkurrenten an der Wall Street zurückblieben. Die größte Bank der Eurozone, die französische BNP Paribas, dürfte von der Regel zunächst am meisten profitieren. Der gestaffelte Kapitalaufschlag für globale systemrelevante Banken, dem sie unterliegt, dürfte für die Franzosen durch die Regeländerung sinken, schreiben die Experten von Morgan Stanley.
Attraktives Übernahmeziel Commerzbank
Ein Gewinner der Regelung dürfte auch die Commerzbank sein. „Die potenziellen Änderungen würden die Kapitalberechnungen bei jedem Deal verbessern“, an dem die Commerzbank beteiligt sein könnte, so die Analysten. Nachdem die Fusion mit der Deutschen Bank vor rund drei Jahren scheiterte, galten vor allem ausländische Großbanken als potenzielle Käufer.
Die Commerzbank gehört im laufenden Jahr zu den Gewinnern an der Börse. Auch im Vergleich zu den Peers sieht die Performance gut aus. Die Notierung steht nach wie vor am Gap zwischen 8,26 und 8,58 Euro. Im freundlichen Umfeld sollte der Kurs in die Lücke vorstoßen können. Die Übernahme-Fantasie und steigende Zinsen sollten weiter als Kurstreiber bestehen bleiben. Der Rücksetzer der letzten Tage kann gekauft werden.
Hinweise auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.
Aktien der Commerzbank befinden sich im AKTIONÄR-Depot.