Nichts Neues gibt es von der Elliott-Front in Leverkusen. Am Freitag war bekannt geworden, dass der aktionistische Investor Paul Singer mittels seines Hedgefonds Elliott bei Bayer eingestiegen sei. Nun spekulieren Marktteilnehmer, wie der Einstieg so lange – er soll vor einem Jahr erfolgt sein – verborgen bleiben konnte.
Die Antwort lautet: Entweder er ist nur marginal, und/oder aber Singer hat getrickst und seinen Anteil nur sehr langsam aufgebaut, ohne dabei bisher jedoch die Schwelle von drei Prozent überschritten zu haben. Dann nämlich hätte die Beteiligung der Aufsicht gemeldet werden müssen. Bisher ist das nicht erfolgt.
Also alles nur heiße (Medien-)Luft? Nicht unbedingt. Singer gilt als erfahrener, mitunter als unbequemer Investor, der das Ziel verfolgt, die Unterbewertung eines Unternehmens aufzuheben. Sollte er wirklich bei Bayer engagiert sein, dann droht Konzernchef Werner Baumann heftiger Gegenwind. Nicht gerade in die Karten spielt ihm – Baumann – dabei, dass das Gros der Analysten offenbar die Einschätzung Singers teilt und die Aktie für massiv unterbewertet hält.
Erst gestern hat Tim Race von der Deutschen Bank das Kursziel für Bayer bei 115 (!) Euro bestätigt. Wir setzen das Ausrufezeichen bewusst, denn es liegt 85 Prozent über dem gestrigen Schlusskurs. Race führt an, dass im Falle des Falls, also falls sich der Bewertungsabschlag nicht bald abbaue, ein aktionistischer Investor auf den Plan treten könnte. Wir meinen irgendwo im Hintergrund ein leises "hallo, hier bin ich" aus dem Mund von Singer zu hören.
Tatsächlich führen Analysten ins Feld, die Einzelteile des Unternehmens seien für sich genommen weitaus mehr wert als der Konzern derzeit. Das ergibt sich aus einem einfachen Peer-Group-Vergleich. Betrachtet man beispielsweise die Gewinn-Multiple anderer Pharma-Konzern und bezieht diese auf die Bayer-Pharmasparte, ergibt sich eine potenzielle Bewertung von 60 Milliarden Euro. Dem Consumer-Health-Bereich messen Analysten einen Wert von etwa 20 Milliarden zu. Wertvollstes Asset ist der Bereich Agro (hierzu gehört auch Monsanto) mit einem geschätzten Wert zwischen 60 und 70 Milliarden. Schulden abgezogen, bliebe so immer noch ein Gesamtwert der Einzelteile von etwa 110 Milliarden Euro. De facto bringt Bayer aber derzeit nicht einmal mehr 60 Milliarden Euro auf die Börsenwaage. Umgerechnet auf die einzelne Aktie müsste die Bayer-Aktie in der Sum-of-the-Parts-Betrachtung über 100 Euro notieren.
Wer auf diese Art und Weise an Bayer herangeht, kann womöglich verstehen, was Singer antreibt. Und warum Analysten davon sprechen, dass ein aktionistischer Investor eben dieses Vorhaben – die Hebung der Unterbewertung – anstreben könnte.
+ finanztreff.de: Deutsche Bank sieht Bayer-Kursziel bei 115 Euro
+ finanztreff.de: Bayer – Übersicht aller Analystenmeinungen
+ DER AKTIONÄR: Bayer-Aktie: Monsanto-Ehe vor Scheidung – Aufspaltung droht
Dieser Beitrag ist dem heutigen Börsen.Briefing. entnommen – dem neuen täglichen Newsletter des Anlegermagazins DER AKTIONÄR. Registrieren Sie sich jetzt kostenfrei für das Börsen.Briefing. und starten Sie täglich bestens informiert in den Handelstag.
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