Die Wachablösung erfolgt schleichend. Lange Jahre war Barrick Gold der weltgrößte Goldproduzent gewesen. Doch die Minenverkäufe der vergangenen Quartale fordern ihren Tribut. Im laufenden Jahr rechnet Barrick Gold noch mit einer Produktion von 4,5 bis 5,0 Millionen Unzen. Die bisherige Nummer 2, Newmont Mining, prognostiziert 4,9 bis 5,4 Millionen Unzen Jahresproduktion und dürfte damit im laufenden Jahr zum größten Goldproduzenten aufsteigen.
Ist das für Barrick Gold ein Nackenschlag? Nun, vielleicht ist die Ehre etwas gekränkt. Doch Barrick steht heute besser da als noch vor einigen Jahren. Die Schuldenproblematik darf als gelöst angesehen werden. Die Schulden fielen von 13 Milliarden US-Dollar im Jahr 2014 auf prognostizierte fünf Milliarden Ende des laufenden Jahres. Barrick selbst hat mittlerweile den Schuldenabbau für beendet erklärt. Die verbliebenen Schulden stellen keine große Bürde mehr dar für einen Konzern, der im laufenden Jahr wohl einen Umsatz von acht Milliarden und ein EBIT von rund 2,4 Milliarden Dollar erzielen dürfte. Dazu sollten Anleger eines bedenken: 75 Prozent der Schulden von Barrick Gold werden erst ab dem Jahr 2032 fällig, nur 100 Millionen muss Barrick vor dem Jahr 2024 begleichen. Für einen Konzern, der über einen finanziellen Spielraum von 6,2 Milliarden Dollar verfügt – einschließlich einer Kreditlinie von vier Milliarden Dollar, die bislang nicht in Anspruch genommen wurde –, ist das kein Problem.
Steiniger Weg
Die letzten Monate waren für Anleger alles andere als einfach gewesen. Zum einen gab es die Dauerbaustelle Pascua-Lama, ein riesiges Projekt im Grenzgebiet zwischen Argentinien und Chile. Vor allem auf chilenischer Seite gab es große Vorbehalte gegen das Projekt. Die ansässigen Bewohner fürchteten Umweltbeeinträchtigungen durch das Vorhaben. Diese Bedenken waren sicherlich nicht ganz von der Hand zu weisen, sollte doch Pascua-Lama im Tagebau betrieben werden – und das auf einer Höhe, auf der schon die Gletscher beginnen. Das Projekt wurde zunächst auf Eis gelegt. Barrick prüfte, ob nicht eine Untertagemine sinnvoll sein könnte. Doch mit den Zahlen zum ersten Quartal wurden auch diese Pläne verworfen und Pascua-Lama wurde endgültig verworfen. Freilich: Steigt der Goldpreis deutlich, dürften die Pläne früher oder später wieder aus der Schublade geholt werden. Zwar dürfte sich Barrick heute nicht mehr alleine an ein solches Milliardenprojekt wagen. Doch mit einem finanzkräftigen Partner könnte das Projekt in Zukunft durchaus angegangen werden. Aktuell spielt es jedoch keine Rolle mehr und der Kurs ist mittlerweile auch um die Bewertung von Pascua-Lama bereinigt.
Zum anderen schwelte im vergangenen Jahr der Streit der Tochter Acacia mit der Regierung von Tansania. Und der lastete auf Barrick Gold. Erst als sich die Mutter Barrick Gold einschaltete, kam etwas Bewegung in die festgefahrenen Fronten. Die Regierung Tansanias verlangte von Acacia eine Rekordstrafe, die der Konzern nie und nimmer hätte zahlen können, Acacia wiederum wollte überhaupt nichts zahlen. Barrick hatte zuletzt ausgehandelt, dass Acacia 300 Millionen Dollar als Zeichen des guten Willens zahlen soll und Tansania sollte zudem 16 Prozent an Acacias Minen in Tansania erhalten. Acacia selbst war davon nicht begeistert. Der aktuelle Stand: Die Minen sollen teilweise oder im Paket verkauft werden. Angeblich gibt es reichlich Interesse von chinesischer Seite. Damit könnte sich dieser Disput bald in Wohlgefallen auflösen. Anschließend wäre der Weg frei für einen Verkauf des verbliebenen Anteils an Acacia.
Das Beste bleibt
Durch die Verkäufe der vergangenen Jahre ist zwar die Produktion geschrumpft, doch Barrick Gold hat die Filetstücke behalten. Allen voran natürlich den riesigen Minenkomplex in Nevada um die Cortez-Mine und die Goldstrike-Mine. Auch wenn die Minen mittlerweile in die Jahre gekommen sind, hat Cortez noch immer Reserven von zehn Millionen Unzen und Goldstrike von 8,4 Millionen Unzen. Auf den Nevada-Assets alleine will Barrick zwischen 2,0 bis 2,25 Millionen Unzen im laufenden Jahr produzieren. Die Gesamtkosten je Unze belaufen sich dort auf 610 bis 660 Dollar je Unze. Obwohl das Erz etwas niedriggradiger ist, bleibt Barrick Nevada die größte Cash-Maschine im Konzern.
Dazu betreibt Barrick Gold in der Dominikanischen Republik gemeinsam mit Goldcorp in einem 60:40-Joint-Venture die Pueblo-Viejo-Goldmine, eine der größten Goldminen der Welt. Im laufenden Jahr wird Barricks Anteil an der Produktion bei 585.000 bis 615.000 Unzen liegen. Die Kosten? Zwischen 590 und 620 Dollar je Unze. Das Projekt hat ein prognostiziertes Minenleben von 25 Jahren.
Bei Veladero in Argentinien handelt es sich nach dem Anteilsverkauf im vergangenen Jahr ebenfalls um ein Joint Venture. Barrick hält nach wie vor 50 Prozent, die restlichen 50 Prozent liegen bei Shandong Gold. Barrick rechnet im laufenden Jahr mit 275.000 bis 330.000 Unzen. Die Mine hat höhere Gesamtkosten, die unter anderem ausschlaggebend für den Verkauf von 50 Prozent gewesen sind. Die Kosten liegen bei 960 bis 1.110 Dollar. Weitere 390.000 bis 440.000 Unzen zu Kosten von 695 bis 745 Dollar kommen von der Kalgoorlie-Mine in Australien, einem Joint Venture mit Newmont. Hier gibt es immer noch Gerüchte, Barrick könnte sich von seinem Anteil trennen. Der Rest verteilt sich auf kleinere Minen.
Von den Schulden zum Cashflow
507 Millionen Dollar operativer Cashflow, 181 Millionen Dollar Free Cash Flow alleine im ersten Quartal sprechen eine deutliche Sprache. Barrick entwickelt sich vom Sorgenkind zu einer Cash-Maschine. Der Markt ignoriert das bislang. Und das eröffnet langfristig eine Chance.