Der weltgrößte Flugzeughersteller Airbus hat seine Auslieferungen im Juni deutlich gesteigert. Der DAX-Konzern übergab im abgelaufenen Monat 60 Verkehrsjets an seine Kunden und damit 13 mehr als im Mai, wie er am Freitagabend in Toulouse mitteilte. Die Aktie von Airbus kann am heutigen Freitag gut ein Prozent zulegen.
Für sein Jahresziel von rund 720 auszuliefernden Flugzeugen muss sich Airbus weiter ranhalten: Nach den ersten sechs Monaten sind davon erst 297 geschafft. Allerdings ziehen die Auslieferungszahlen bei dem Hersteller üblicherweise gegen Jahresende deutlich an.
Unterdessen holte der Konzern im Juni 78 Bestellungen für neue Flugzeuge herein, musste aber auch zehn Stornierungen hinnehmen. Die jüngsten Großbestellungen über insgesamt 292 Passagierjets für vier chinesische Fluggesellschaften werden frühestens im Juli verbucht.
Im Minus notiert hingegen die Aktie des US-Konkurrenten Boeing. Dem US-Flugzeugbauer droht mit seiner wichtigen Modellserie 737 Max eine neue Krise. Die bislang größte Version der Baureihe, die 737 Max 10, hat noch immer keine Zulassung der US-Behörden, und zum Jahresende läuft die Frist für die Zertifizierung aus. Ohne eine Einigung mit dem Kongress könnte Boeing gezwungen sein, die 737 Max 10 einzustellen, sagte Konzernchef Dave Calhoun dem Branchenblatt "Aviation Week" am Donnerstag (Ortszeit). Für den Airbus-Rivalen wäre das Ende des Jets ein herber Rückschlag – Fluggesellschaften haben bereits mehr als 600 Exemplare bestellt.
Hintergrund des Konflikts mit dem US-Kongress sind neue Sicherheitsvorkehrungen und Regularien im Zuge zweier Abstürze von 737-Max-Fliegern, bei denen 2018 und 2019 insgesamt 346 Menschen starben. Als Grund für die Unglücke galt eine defekte Steuerungssoftware. Zwar hat die US-Flugaufsicht FAA die Startverbote für die Baureihe im November 2020 nach Reparaturen von Boeing aufgehoben. Doch die 737 Max 10 – die neueste und längste Version der Modellserie – ist noch immer nicht zertifiziert. Boeing soll die Maschinen nachrüsten. Doch dem Hersteller läuft die Zeit davon.
Die längerfristigen Aussichten für den Luft- und Raumfahrt-Konzern Airbus sind gut. Anleger mit langem Atem können sich ein paar Stücke ins Depot legen. Doch noch zeigt die Charttechnik ein eingetrübtes Bild. Positiv ist aber, dass sich der jüngste Rücksetzer als Fehlsignal erwiesen hat. Die nächste wichtige Marke, dies es zu überwinden gilt, ist die 100-Euro-Marke.