Lautes Motorengebrüll und von Null auf 100 in rund vier Sekunden: Der BMW M3 ist Aushängeschild der für BMW so wichtigen 3er-Reihe. Doch der Stolz der BMW-Techniker und -fans wird vom Thron gestoßen – von einem leisen Elektroauto! Tesla will 2017 den BMW-Killer Model 3 ins Rennen schicken. Bisher sind nur wenige Daten bekannt: Der Mini-Tesla wird ab 35.000 Dollar zu kaufen und rund 20 Prozent kleiner als das Model S sein – exakt die Größe eines 3er BMWs.
Tesla zeigt Freitagmorgen 5:30 Uhr deutscher Zeit nun endlich den Prototypen des Model 3. Bereits 2015 hat sich auf der US-Investmentseite Seeking Alpha Randy Carlson, ein Ingenieur und Berater, die Mühe gemacht, viele Puzzle-Teilchen zusammenzufügen und im Geiste die Modifikationen des Model 3 zu „designen“. Aus aktuellem Anlass noch einmal seine Rechnung.
People lined up in Short Hills, NJ to pre-order Tesla Model 3 at tesla store #TeslaModel3 $tsla #Tesla #CNBC pic.twitter.com/yLZhAWtqxO
Er spekuliert auf ein Basismodell mit einem 44-KWh-Akku. Die Batterie kostet Tesla der Hochrechnung zufolge nur noch 6.900 US-Dollar. Damit würde Tesla selbst bei der günstigsten Variante noch eine Marge von rund neun Prozent einfahren.
Schneller als BMW M3
Bei einem möglichen Premium-Model-3 für 60.000 Dollar könnte Tesla Batterien für 10.000 Dollar verbauen – und doch noch 15.000 Dollar Rohgewinn erzielen. Mit dieser gewaltigen Akku-Power würde das 66-KWh-Auto beim Sprint von Null auf 100 den BMW M3 hinter sich lassen. Die Effizienz ist gleichzeitig deutlich höher. Nur bei der Reichweite liegt BMW noch leicht vor den 480 Kilometern, die das große Model 3 erreicht.
Aufgrund noch effizienterer Batterien würde das Akkupack im Unterboden schmaler als im Model S ausfallen und das Auto damit niedriger und sportlicher. Da das Elektroauto keinen schweren Verbrennungsmotor unterbringen und ausbalancieren muss, wird zudem der Radstand breiter. Auch größere Reifen kann das Model 3 gegen den 3er ins Feld führen.
„Tesla bringt den besseren BMW“, so der Autor. Ob BMW Tesla ein Auto mit ähnlicher Beschleunigung oder größerer Effizienz zum gleichen Preis entgegensetzen könne? NEIN!, so die Antwort des Seeking-Alpha-Autors.
Er rechnet 2020 mit einem durchschnittlichen Verkaufspreis von Tesla von 50.000 Dollar. Gelingt es Elon Musk dann jährlich 500.000 Elektroautos abzusetzen, würde Tesla rund 25 Milliarden Dollar erlösen.
Pleite möglich
Die Chancen sind groß. Aber Carlson vergisst nicht, auf die Risiken hinzuweisen, falls etwa Autohersteller mit Sportwagen aus Karbon und eigenen, ernstzunehmenden Elektroauto-Initiativen kontern. Oder Tesla selbst verbockt es: „Wenn das Model 3 eine anfällige Fehlkonstruktion („turns out to a lemon“) wird, könnte Tesla untergehen und Aktionäre bitter enttäuschen."
Das nächste Etappenziel lautet 90.000 Autos im Jahr 2016. Das wäre eine Steigerung von fast 80 Prozent zu 2015. Es wäre allerdings kein Wunder, wenn Musk die hochtrabenden Prognosen einmal mehr meilenweit verfehlen würde. Ohnehin stellt sich die Frage, wie Tesla unter den beschriebenen Marktbedingungen 500.000 Autos pro Jahr bauen will?! So zumindest lautet das Ziel im Jahr 2020. Tesla sei in einer „absolut hoffnungslosen Situation“, sagte der ehemalige Vizepräsident von GM, Bob Lutz, vor wenigen Wochen in einem Interview mit der Finanz und Wirtschaft. „500.000 Fahrzeuge im Jahr seinen für Tesla auf absehbare Zeit unmöglich“.
DER AKTIONÄR sieht die Tesla-Aktie mit einer Börsenbewertung von 27 Milliarden Euro als zu teuer an. Zum Vergleich: BMW ist mit 48 Milliarden Euro bewertet. Auch Autoexperte Dudenhöffer hat sich nun zum Autoevent des Jahres geäußert. Mehr dazu lesen Sie hier.