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Volkswagen: Langsam wird´s peinlich

Volkswagen: Langsam wird´s peinlich
Foto: Börsenmedien AG
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Alfred Maydorn 21.11.2016 Alfred Maydorn

Ein Kommentar von Alfred Maydorn: Man ist ja mittlerweile eine Menge gewohnt von Volkswagen. Aber jetzt gehen einem wirklich so langsam die Adjektive aus, um die Äußerungen der Vorstandsetage zu beschreiben: Arrogant, absurd, frech, realitätsfremd? Alles Volltreffer! Am besten trifft es vermutlich „peinlich“, was Vorstandschef  Matthias Müller am Wochenende in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung von sich gegeben hat. Schlimm genug, dass er erneut versucht hat, den Abgas-Skandal  klein zu reden und dreist davon sprach, den Kunden in Europa sei kein Nachteil entstanden, weder beim Verbrauch noch bei den Fahreigenschaften, seine Äußerungen zum Thema Elektromobilität sind wirklich fast unglaublich und werfen die Frage auf, ob so ein Mann noch in der Lage ist einen der größten Arbeitgeber unseres Landes zu führen. 

Die Käufer sind schuld

Auf die Frage, ob die deutsche Automobilindustrie die Elektromobilität verschlafen habe, antwortete Müller mit Vorwürfen in Richtung der Käufer. Weil es wirklich so unglaublich ist, hier seine Antwort im Wortlaut: „Am Angebot mangelt es nicht, sondern an der Nachfrage: Auf der einen Seite denken und handeln viele Deutsche im Alltag grün, wenn es aber um E-Mobilität geht, haben wir als Verbraucher spitze Finger. So ganz habe ich dieses paradoxe Phänomen noch nicht verstanden.“ Schon klar, Herr Müller, es ist wirklich paradox, dass die Menschen nicht Schlange stehen, um sich einen E-Golf mit einer Reichweite von 150 Kilometern, einer Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h und einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 10,4 Sekunden zum Schnäppchenpreis von 35.000 Euro kaufen zu wollen. 

Leider gibt es keine Zahlen wie viele Deutsche sich unter den 400.000 Menschen befinden, die sich einen Tesla 3 reserviert haben, aber es dürften mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr als die insgesamt gut 12.000 Elektroautos sein, die insgesamt im vergangenen Jahr in Deutschland verkauft wurden. Im Gegensatz zu VW macht Tesla seinen Kunden keine Vorwürfe, sondern überzeugt sie ganz einfach: Mit Leistung, einem schmucken Design und mit einem fairen Preis. Und Tesla erzeugt das, was bei VW schon lange verloren gegangen ist: Emotionen – und zwar positive. 

Richtiger Schritt, falscher Chef

Der am Freitag von VW veröffentlichte Zukunftspakt ist mit seiner Ausrichtung zu mehr Elektromobilität grundsätzlich ein Schritt in die richtige Richtung – auch wenn er rund zwei Jahre zu spät kommt. Aber mit einem Chef, der in seiner eigenen Welt lebt und die Realität komplett verkennt, ist er kaum das Papier wert auf dem er geschrieben wurde. 

Interessanterweise hat die Aktie von VW am Freitag – also vor dem neuen Müller-Interview – nicht auf die Bekanntgabe des Zukunftspaktes reagiert. Heute legt sie zwar zu, aber eine nachhaltige Erholung der Aktie ist aber mit dem jetzigen Chef so unwahrscheinlich wie ein konkurrenzfähiges Elektroauto von Volkswagen vor dem Jahr 2020. 

Neuer E-Golf

Übrigens hat VW vor wenigen Tagen eine verbesserte Version seines E-Golf vorgestellt. Die Reichweite wird um rund 50 Prozent auf 200 Kilometer steigen, die Höchstgeschwindigkeit wird von 140 auf 150 km/h erhöht und der Sprint auf 100 km/h soll in unter zehn Sekunden gelingen, in 9,6 Sekunden, um genau zu sein. Trotz dieser radikal verbesserten Fahreigenschaften wird der Preis wohl unverändert bei 35.000 Euro liegen. Da werden die Telefone in Wolfsburg nicht mehr stillstehen und die Internet-Server zusammenbrechen, wenn der neue E-Golf dann ab Januar 2017 bestellt werden kann. 

Dieser Kommentar von Alfred Maydorn ist aus dem kostenlosen Newsletter „Maydorns Meinung“, der Montag bis Donnerstag erscheint. Sie können Maydorns Meinung einfach über diesem Link bestellen. Dann erhalten Sie zusätzlich und ebenfalls kostenlos die maydornreport-Sonderstudie „Die Spekulation des Jahres: 280 Prozent Gewinn mit der Aktie der Zukunft“.

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Genie, Visionär oder doch nur windiger Geschäftemacher? Elon Musk war einer der umstrittensten Titanen des Silicon Valley. Er wurde von Konkurrenten und Investoren bedrängt, von Whistle­blowern behindert – dennoch verloren er und sein Team von Tesla nie den Glauben an das Potenzial von E-Autos. Beharrlich entwickelten sie ein Auto, das schneller, leiser und sauberer war als alle anderen. Der Auto- und Technologie-Reporter des „Wall Street Journal“, Tim Higgins, verfolgte das Drama von der ersten Reihe aus: die Phasen des Innovationsstaus, das Ringen um die Kontrolle, die Verzweiflung und den unerwarteten Erfolg. „Powerplay“ ist eine Geschichte von Macht, Rücksichtslosigkeit, Kampf und Triumph und schildert, wie ein Team von Exzentrikern und Innovatoren alle Hürden überwand – und die Zukunft veränderte.

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