Nach einem mehrmonatigen Absturz hat sich Twitter in New York eindrucksvoll zurück gemeldet. Die Aktie, deren Kurs ab Februar implodiert war, schoss am Dienstag zweistellig in die Höhe. Es war der stärkste Kursanstieg für den Kurznachrichtendienst seit dem Börsengang im November 2013. Ist das die Trendwende?
Deal schürt Fantasie
Auslöser für den rasanten Kursanstieg war die Meldung, wonach Twitter den Datenspezialisten Gnip übernommen hat. Unter Investoren gilt der Deal, von dem nicht viel mehr bekannt wurde, als dass er stattgefunden hat, als sicheres Zeichen, dass der Konzern stärker als bisher die Tweets auf seiner Plattform analysieren will - um die Erkenntnisse daraus anschließend an die Industrie zu verkaufen.
Gnip sei eines von lediglich vier Unternehmen, das Zugriff auf den gesamten Tweet-Strom seit 2006 habe, heißt es.
Offensichtlich geht man bei Twitter davon aus, dass sich mehr aus den Daten herausholen lässt, als bislang geschehen. Eine Firmenoffizielle schrieb über Gnip: "Wir glauben, dass Gnip bislang nur an der Oberfläche gekratzt hat."
Gut möglich aber auch, dass der Konzern lediglich verhindert wollte, dass ein Konkurrent Gnip übernimmt und so Zugriff auf Twitters Datenschatz erhält. Dass sich mit der Analyse der Tweets gutes Geld verdienen lässt, steht außer Frage. Bislang überließ Twitter die Arbeit jedoch Firmen wie Gnip. Entsprechende Lizenzabkommen bescherten dem Konzern 2013 Erlöse von rund 70 Millionen Dollar in die Kasse.
Fazit: Gnip wühlt sich nicht nur bei Twitter durch die Datenberge, sondern auch bei Konkurrenten wie Facebook oder Yahoo. Der Deal könnte die Partner nun nervös machen und zukünftige Lizenzverhandlungen komplizieren. Dessen ungeachtet bewertet DER AKTIONÄR die Übernahme positiv. Der Zukauf markiert Twitters erste nennenswerte Maßnahme, um das zukünftige Wachstum zu sichern. Eine generelle Trendwende stellt der Kursanstieg vom Dienstag aber kaum dar.