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02.02.2014 Martin Weiß

Twitter: Die Woche der Entscheidung

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Der Kurznachrichtendienst veröffentlicht am Mittwoch erstmals seit dem Börsengang Quartalszahlen und viele Investoren sind überzeugt: Twitter bläst die Prognosen vom Tisch. DER AKTIONÄR verrät, worauf Anleger unbedingt achten sollten.

"Twitter lässt die Korken knallen: Aktienkurs schießt nach Q4-Zahlen um 50 Prozent in die Höhe und überspringt die Marke von 100 Dollar" - das ist der Tweet, von dem Aktionäre des 140-Zeichen-Dienstes in der kommenden Woche träumen. Das er nur 134 Zeichen lang ist, stört niemanden. Träume folgen schließlich selten der Logik.

Doch wie stehen eigentlich die Chancen, dass der Traum vom kometenhaften Kursanstieg Realität wird und nicht zum Alptraum gerät, aus dem man schweißgebadet erwacht?

Das IPO
Twitter zählt zu den erfolgreichsten Börsengangen der vergangenen zwölf Monate. Im November 2013 zu 26 Dollar platziert, marschierte die Aktie in den Folgewochen auf ein Hoch bei 74 Dollar. Das aktuelle Kursniveau vom Freitag (64,50 Dollar) entspricht  einem fetten Kursplus von 148 Prozent. Zum Vergleich: Die Facebook-Aktie hat seit dem Börsengang im Frühjahr 2012 "nur" um rund 65 Prozent zugelegt.

Die Bewertung
Twitter wird an der Börse per Freitag mit 35,1 Milliarden Dollar bewertet und befindet sich somit auf Augenhöhe mit Yahoo (35 Milliarden Dollar). Verglichen mit Linkedin (25 Milliarden), dem größten Karrierenetzwerk, ist der Kurznachrichtendienst 40 Prozent "teurer". Allein das Kräftemessen mit Facebook fällt klar gegen Twitter aus: Das Soziale Netzwerk bringt 153 Milliarden Dollar auf die Waage.

Gemessen an den Prognosen für 2013 weist Twitter ein Umsatzvielfaches von 54 auf. Anders ausgedrückt bezahlen Anleger mit dem Kauf der Aktie für jeden Dollar, den Twitter umsetzt, 54 Dollar. Der Wert ist nach traditionellen Maßstäben hoch. Bei Facebook beispielsweise beträgt das KUV 19, bei LinkedIn 16 und bei Yahoo 8.

Im dritten Quartal betrugen die Umsätze bei Twitter 165 Millionen Dollar und der Verlust 65 Millionen. Der Konzern verfügte zudem über 250 Millionen aktive Nutzer.

Was die Gewinnsituation bei Twitter betrifft: die existiert nicht. Die Mehrzahl der Analysten rechnet nicht vor Jahresende 2014 mit dem Sprung in die schwarzen Zahlen. Die höchste Gewinnschätzung eines einzelnen Analysten für das Gesamtjahr lautet auf 0,12 Dollar je Aktie. Diesen Wert zugrunde gelegt, beträgt das KGV 512. Doch wie gesagt: Nach allgemeiner Lesart wirft Twitter erst 2015 die Gewinnmaschine an.

Der Ausblick

Die Erwartungshaltung an der Börse ist enorm, doch selbst für den Fall, dass Twitter am Mittwoch die Schätzungen für 2013 verfehlt, sind Hopfen und Malz nicht automatisch verloren. Das Wichtigste bei Wachstumsunternahmen – dazu zählt Twitter unbestritten - ist der Ausblick für Q1 und das Gesamtjahr. Hier muss Twitter liefern.

Die Konsensschätzung für Q1 beträgt 216 Millionen Dollar beim Umsatz und minus 0,03 Dollar/Aktie beim Ergebnis. Liefert Twitter jedoch nur das, was es soll, werden die Anleger nicht zögern und die Axt ansetzen. Die Flüsterschätzungen, also das, was sich Investoren hinter vorgehaltener Hand zutuscheln, liegen eher im Bereich um 240 Millionen Dollar und einem knapp ausgeglichenen Ergebnis.

Sofern Twitter etwas zur Entwicklung von Vine sagen kann, umso besser. Vine ist die erfolgreiche Video-Plattform von Twitter. Aktuell nutzen mehr als 40 Millionen Nutzer den Dienst.

Was sonst noch zählt
Kritikern zufolge ist die Kursrallye bei Twitter das Ergenis eines niedrigen Freefloat. Die Nachfrage übersteigt ganz einfach das Angebot und treibt den Kurs künstlich nach oben. Die Kritik ist nicht von der Hand zu weisen und birgt eine Gefahr für den Kurs in sich: Am 15. Februar läuft die Haltefrist für zunächst knapp mehr als neun Millionen Aktien aus, die von Twitter-Angestellten gehalten werden. Für den Fall, dass alle (unwahrscheinlich) Papiere in den Handel kommen, würde sich der Freefloat auf einen Schlag um rund 15 Prozent erhöhen. Das könnte den Kurs unter Druck bringen. Anfang Mai dürfen dann auch alle anderen Aktien mit Haltefrist gehandelt werden und das sind mehr als 400 Millionen. Sofern Twitter den Investoren bis dahin keinen vernünftigen Grund liefert, die Aktien zu halten, könnten die sich mit ihren erzielten Gewinnen aus dem Staub machen.

Fazit: DER AKTIONÄR ist skeptisch, was Twitter betrifft. Die Bewertung ist in den letzten Wochen aus dem Ruder gelaufen und birgt ein Rückschlagrisiko in sich, sofern Twitter für Q1 und 2014 keinen superduper-Ausblick gibt. Ob das gelingt, ist schwer vorauszusagen, weshalb Anleger die Aktie zumindest bis zur Bekanntgabe der Zahlen am Mittwoch meiden sollten.

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