Im Streit um die Übernahme der Postbank haben ehemalige Aktionäre vor dem Landgericht Köln einen Erfolg gegen die Deutsche Bank gefeiert. Im schlimmsten Fall drohen dem Institut nun neue Forderungen in Milliardenhöhe. Trotzdem gehört die Aktie am Freitag zu den Gewinnern im DAX.
Der Streit um die Übernahme der Postbank durch die Deutsche Bank zieht sich bereits seit Jahren hin. Im Jahr 2008 hatte die Deutsche Bank zunächst 29 Prozent der Postbank-Anteile übernommen, nach Einschätzung der Kläger anschließen jedoch sofort das Kommando bei der Postbank übernommen („acting in concert“).
Ihnen ging es nun darum, zu beweisen, dass die Deutsche Bank trotz der Rolle als Minderheitsaktionär bereits das Sagen bei der Postbank hatte, als sie ihre Beteiligung später aufstockte. Denn zwei Jahre nach dem Einstieg zahlte der Käufer den Postbank-Aktionären mit 25 Euro pro Aktie dabei deutlich weniger.
Am Freitag hat das Kölner Landgericht nun die Rechtmäßigkeit der Klagen bestätigt und die Deutsche Bank zur Zahlung des Differenzbetrags verurteilt. Zunächst muss das Institut den 14 klagenden Postbank-Aktionären nun insgesamt 48 Millionen Euro bezahlen.
Anspruch verjährt zum Jahresende
Nach Informationen der Berliner Kanzlei Schirp & Partner könnte das jedoch nur der Anfang sein, denn Anspruch auf eine Nachzahlung von bis zu 32,25 Euro je Aktie hätten alle Aktionäre, die vor dem 7. Oktober 2010 Papiere der Postbank hielten und das Übernahmeangebot angenommen haben. Inklusive Zinsen könnte sich die Nachzahlung so auf bis zu drei Milliarden Euro summieren. Geschädigte müssen sich jedoch beeilen, denn am 31. Dezember 2017 verjähren etwaige Ansprüche.
Die Deutsche Bank hatte die Verwürfe in der Vergangenheit stets bestritten. Es gilt als wahrscheinlich, dass das Institut gegen das Urteil in Berufung gehen wird.
Vor Zahlen kein Kauf
Weder die drohenden Milliarden-Forderungen der Postbank-Aktionäre, noch der Aufruf katalanischer Separatisten zu einem Bankensturm kann die Stimmung der Anleger trüben – die Aktien europäischen Banken sind europaweit gefragt. Hierzulande gehört die Deutsche Bank zu den größten Gewinnern im DAX. Nach Einschätzung des AKTIONÄR bleiben die Risiken zumindest kurzfristig hoch, weshalb Neueinsteiger vor den Zahlen in der nächsten Woche (26. Oktober) an der Seitenlinie bleiben sollten.