Die Machtverhältnisse haben sich verschoben: Durch die Kapitalerhöhung hat ThyssenKrupp nicht nur frisches Geld in die Kasse gespült, sondern auch die Aktionärsstruktur neu geordnet. Die Krupp-Stiftung hat keine Sperrminorität mehr. Dafür baut ein Finanzinvestor seinen Anteil kräftig aus.
Der schwedische Finanzinvestor Cevian hat bei der Kapitalerhöhung von ThyssenKrupp seinen Anteil an dem Unternehmen ausgebaut. Die Beteiligung liege seit dem 2. Dezember bei 10,96 Prozent, teilte Cevian am Freitag mit. Der Anteil der Krupp-Stiftung am finanziell angeschlagenen Stahlkonzern sank indes auf 23,03 Prozent. Nachdem sich die Stiftung in dieser Woche nicht an einer Kapitalerhöhung beteiligt hatte, war der Anteil des wichtigsten Großaktionärs von ThyssenKrupp unter die Schwelle von 25 Prozent gerutscht.
Eigenkapitalquote wurde zum Problem
ThyssenKrupp steckt seit geraumer Zeit in der Krise. Etwas Abhilfe schaffte die Kapitalerhöhung, die knapp 900 Millionen Euro brutto in die Kassen spülte. Das Geld will der Konzern unter anderem zum Abbau der Schulden nutzen und das dünne Eigenkapital stärken. Im vergangenen Geschäftsjahr (Ende September) stand unter dem Strich ein Verlust von 1,5 Milliarden Euro. Die Eigenkapitalquote war auf nur noch 7,1 Prozent gesunken.
DER AKTIONÄR bleibt bei seiner Einschätzung: Die Thyssen-Aktie ist derzeit nur für risikobewusste Anleger geeignet. Nach wie vor gibt es einige Baustellen im Konzern – allen voran das Werk in Brasilien, das im Konzern verblieben ist. Doch wenn es dem Vorstand gelingt, den Turnaround zu schaffen, sind deutlich höhere Kurse gerechtfertigt.