Ob aus einem röhrenden Auto heraus oder mit dem Handy unter Bäumen stehend bei der Jagd: Frank Asbeck hatte immer Zeit für ein kurzes Gespräch. Hatte. Seit DER AKTIONÄR vor drei Jahren begann vor der Solar-Krise und der zu teueren Solarworld-Aktie zu warnen, ist der Solarworld-Chef nicht mehr erreichbar. Dem Spiegel hat er nun ein Interview gegeben. Und gewohnt selbstbewusst seine Position verteidigt. Auf die drängende Frage, ob es die richtige Strategie sei ein „Allerweltsprodukt wie Solarmodule als Premiummarke zu etablieren“ antwortete Asbeck. „Die Anlagen von Solarworld haben eine höhere Qualität als die der Konkurrenz. Sie halten 30 Jahre bei Wind und Wetter; manch chinesisches Billigmodul ist nach acht Jahren Maggi. Und wir liefern Komplettbausätze, die perfekt an die Bedürfnisse ihrer Betreiber angepasst sind. Für solche Vorteile zahlen Kunden gern einen Aufschlag.“
Tatsächlich liegt die Effizienz einiger chinesischer Solarmodule schon seit Jahren über der von Solarworld-Modulen. Dass die mit „Made in Germany“-Maschinen produzierenden China-Player zumindest zum Teil auf- und überholt haben, zeigt auch der jüngste Leistungs-Weltrekord mit 326 Watt pro Modul von Trina Solar. Recht hat Asbeck in einem Punkt: Ein Vorteil von Solarworld kann es aufgrund eines guten Vertriebsnetzes und Markenamens sein, rund um schlichte Module herum individuelle Solar-Anlagen und –lösungen zu konzipieren.
Tricken die Chinesen?
Asbeck bemängelt zudem, dass trotz des eingeführten Mindestpreises für China-Module immer noch getrickst werde. „Mancher Modulverkäufer tarnt die Rabatte für seine Kunden angeblich als Werbekostenzuschüsse. Das wäre eine klare Umgehung des Abkommens zwischen Europa und China.“ Ein Topmanager einer deutschen Solarfirma bestätigte dem AKTIONÄR: „Ich vermute, dass stark getrickst wird, so dass defacto der Mindestpreis nicht bei jedem Projekt in Europa abgerechnet wird.“
Solarworld meiden!
Auch wenn Solarworld durch eine Kooperation mit Tesla aktuell für gute Presse sorgt. Anleger sollten das Papier weiter meiden, weitere Kursverluste sind zu erwarten. Überraschend starke Zahlen hatte hingegen jüngst Trina Solar vorgelegt. Auch bei JinkoSolar sehen Analysten noch viel Kurspotenzial.