Fehlende Bauteile, Preisdruck, negative Auswirkungen durch US-Strafzölle - die Bedingungen für das Geschäft des Solartechnik-Konzerns sind nicht gerade berauschend. Dennoch sieht sich SMA Solar auf Kurs, die selbst gesteckten Jahresziele zu erreichen. Die Börse bezweifelt das: Die SMA-Aktie steht am Donnerstag kräftig unter Druck.
SMA Solar Technology hat im ersten Halbjahr mehr verdient. Bei einem Umsatzplus von 3,5 Prozent auf 394,6 Millionen Euro legte das operative Ergebnis (Ebitda) aufgrund von Sondereffekten um satte 40 Prozent auf 40,9 (Vorjahr: 29,2) Millionen Euro zu. Unterm Strich verdiente das Unternehmen mit 11,2 Millionen Euro gut ein Viertel mehr als im Vorjahreszeitraum.
SMA will den Widrigkeiten trotzen
Der Vorstand sieht sich trotz mancher Widrigkeiten auf Kurs zu seinen Jahreszielen. "SMA verzeichnete im ersten Halbjahr 2018 insbesondere in Asien und Europa eine positive Geschäftsentwicklung", erklärte Vorstandssprecher Pierre-Pascal Urbon. Er rechnet damit, dass dieser Trend auch im zweiten Halbjahr anhält. Für das Gesamtjahr wird mit einem Umsatz von 0,9 bis 1,0 Milliarde Euro gerechnet, das Ebitda solle 90 bis 110 Millionen Euro erreichen.
SMA Solar macht den Großteil seines Geschäfts mit Wechselrichtern, einem Kernbestandteil von Solaranlagen. Im ersten Halbjahr seien die Produktionsabläufe durch eine allgemeine Knappheit elektronischer Bauteile beeinträchtigt worden, erklärte Urbon. Das Umsatzwachstum hatte sich zum Ende der Periode hin verlangsamt. "Für die zweite Jahreshälfte rechnen wir mit einer Verbesserung der Liefersituation und höheren Umsätzen."
Preisdruck wegen China
Allerdings droht SMA nun Ungemach aus Fernost: China hat die Förderung und den Bau von Photovoltaik-Anlagen deutlich zurückgefahren. So führte das Land unlängst Obergrenzen für die Einspeisung von Solarstrom in die Netze ein und reduzierte die Vergütungen. Analysten zufolge hat dies massive negative Auswirkungen für die weltweite Solar-Zuliefererkette.
Der SMA-Vorstand geht davon aus, dass die neu installierte Photovoltaik-Leistung in diesem Jahr weltweit um ein Fünftel zurückgehen wird. Chinesische Modulhersteller würden verstärkt auf den internationalen Markt ausweichen, was für zusätzlichen Preisdruck sorgen werde. Überdies rechnet das hessische Unternehmen durch die US-Strafzölle mit Beeinträchtigungen für die Branche.
Aktie auf Zwölf-Monats-Tief
Die SMA-Aktie stürzt nach diesen Aussagen an der Börse ab. Am Vormittag notiert der TecDAX-Wert zeitweise gut 13 Prozent unter Vortag bei 30,80 Euro - der tiefste Stand seit Ende Juli 2017. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei gut 31 Euro dürfte weitere Kursverluste nach sich ziehen.
DER AKTIONÄR hatte nach Erreichen der Kursziele bei 60 Euro im Mai zum Ausstieg geraten. Ein Neueinstieg empfiehlt sich erst nach einer nachhaltigen Stabilisierung des Geschäfts. Mutige Anleger könnten das erreichte Kursniveau jedoch für einen spekulativen Kurzfrist-Trade nutzen.
SMA setzt mittlerweile verstärkt auf die Digitalisierung der Energiebranche, um weniger abhängig vom reinen Solargeschäft zu werden. Vorstandschef Urbon will dabei in das System- und Dienstleistungsgeschäft vordringen, das generell höhere Margen abwirft. Doch der Wandel erfordert zunächst einen höheren Steuerungs- und Erfassungsbedarf. Und das kostet.