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Foto: Börsenmedien AG
08.05.2014 Jochen Kauper

SLM Solutions vor dem Börsengang: 3D-Druck made in Germany

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Firmen wie 3D Systems, Stratasys, Arcam und Voxeljet haben in den letzten Monaten die Anleger in Ekstase versetzt. Die Aktienkurse gingen die Decke, bis die Highflyer zuletzt vom Himmel geholt wurden. Jetzt will SLM Solutions für Furore sorgen.SLM Solutions stellt 3D-Drucker her, mit deren Hilfe Teile aus Metall ausgedruckt werden können.

Noch keine große Eurphorie

Der Börsengang von SLM Solutions kommt voran. Nach Angaben von Reuters sollen für die Aktien des Lübecker 3D-Drucker-Herstellers kurz vor Ende der Zeichnugsfrist bereits Kaufaufträge über rund 240 Millionen Euro vorliegen. Damit wären die Bücher bereits voll gezeichnet. "Unsere Story kommt sehr gut bei Investoren an", sagte SLM-Finanzvorstand Uwe Bögershausen. SLM wäre die erste echte Neuemission an der Frankfurter Börse in diesem Jahr. Das Lübecker Unternehmen bietet seine Aktien noch bis Donnerstag in einer Preisspanne von 18 bis 23 Euro zur Zeichnung an. Die Erstnotiz ist für Freitag geplant. Bei Makler Schnigge wurden SLM-Aktien zu 20,50 bis 22,50 Euro gehandelt, bei Lang&Schwarz zu 20,51 bis 22,59 Euro.

Spannende Technologie

Metall drucken, unmöglich? Keineswegs! Möglich macht´s die Methode des Selective Laser Melting. Eigens von SLM Solutions entwickelt und patentiert. Am Anfang dieses 3D-Druckverfahrens steht ein am Computer erstelltes 3D-Modell. Dieses wird im nächsten Schritt in Scheiben zerlegt wird, die dann nacheinander „gedruckt“ werden. Dabei wird ein Metallpulver durch vier Laserstrahlen aufgeschmolzen und Schicht für Schicht aufgetragen. Als Materialien eigenen sich besonders neben Aluminium auch Werkzeug- und Edelstahl.

Vergleich mit Arcam

Vergleichbar ist SLM am ehesten mit der schwedischen Firma Arcam. Jedoch unterscheidet sich die Technologie der beiden. Arcam verwendet die Methode des Electron Beam Meltings (EBM). Bedeutet: Mit Hilfe eines Elektronenstrahls wird das ein geschmolzenes Metallpulver Schicht für Schicht aufgetragen. Vorteil dieser Technologie ist eine hohe Geschwindigkeit bei der Fertigung sowie die Möglichkeit große Hitze zu erzeugen, wodurch auch Materialien wie Titan verarbeitet werden können. „Entscheidend ist das zum Beispiel in der Medizintechnik bei der Herstellung von Implantaten“, sagt Marco Wirth vom Center for Digital Fabrication (Cedifa). Zwar dauert der Prozess bei SLM-Maschinen länger, die Technologie ist allerdings genauer und feiner zugleich, wodurch eine geringere Nachbearbeitung anfällt.
Rund 86 Prozent des Metall 3D-Drucks entfallen derzeit auf die Lasertechnologie, knapp 14 Prozent auf die EBM-Methode via Elektronenstahl“, so Experte Wirth.

Starke Kundenbasis

Die Kunden kommen aus der Luftfahrt, der Autoindustrie und der Gesundheitsbranche. Zum Kundenstamm von SLM zählt zum Beispiel der Industriegigant General Electric (GE). Des weiteren orderten BMW, Siemens und die Nasa Maschinen von SLM. Sogar SpaceX, die Firma von Tesla-Chef Musk, zählt zu den Abnehmern.  2013 verkaufte SLM Solutions 28 Maschinen. Auf den ersten Blick mag das nicht viel sein. Je nach Ausstattung kostet solch ein 3D-Drucker des neuen Flagschiffs SLM 500 jedoch zwischen 500.000 Euro und 1,5 Millionen Euro. Ergebnis: SLM Solutions machte in abgelaufenen Jahr schon einen Umsatz von 26,8 Millionen Euro. Auf EBITDA-Basis sogar profitabel, mit Margen von rund elf Prozent.

Markt nimmt Fahrt auf

Ziel von SLM-Manager Markus Rechlin ist es Objekte zu drucken, die sich auch für die Kleinserienproduktion von Bauteilen in der Industrie eignen. Das könnte schon bald der Fall sein, der Durchbruch steht kurz bevor. Wie interessant, spannend und aussichtsreich der Metall-3-D-Druck ist, machte zuletzt General Electric deutlich. Der Industriekonzern ist fleißig am tüfteln was den 3D-Metalldruck angeht. Mehrere Maschinen hat GE schon bei SLM geordert. Und zuletzt bekannt gegeben, man wolle bis spätestens 2020 knapp 100.000 Einspritzdüsen zur Herstellung der Triebwerke für Flugzeuge via 3D-Metalldruck selbst herstellen.

Jede Megne Fantasie

Kurzum: Der Markt für 3-D-Metalldruck steht möglicherweise vor einer rasanten Marktentwicklung. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Zeitspanne vom Design bis zur Vermarktung verkürzt sich. neue, frei gewählte Designs, individuelle Lösungen von Kleinserien sind schneller umsetzbar, fast alles scheint in Zukunft durch den Metall-3D-Druck möglich.

Gut angelegt

75 Millionen Euro will SLM durch den Börsengang einnehmen. Dadurch soll der Vertrieb ausgebaut werden. In erster Linie in wachstumsstarken Märkten USA und China. Sieht sich nach geeigneten Übernahmekandidaten oder einem Joint-Venture bei Herstellern von Metallpulver um. Sinnvoll, schließlich kauft man sich dadurch in einer schnell wachsenden Branche weiteres Know-how ein. Zudem wird dadurch die Wertschöpfungskette erweitert.

Weitsicht gefragt

Schon die ersten Monate im laufenden Jahr zeigen, dass die Nachfrage nach den 3D-Druckern von SLM anzieht. Mit Markus Rechlin ist ein Weitsichtiger Chef am Ruder. Auch hat SLM Solutions mit Uwe Bögershausen einen erfahrenen Finanzvorstand. Zuletzt war er bei Aleo Solar und Derby Cycle. Beide  Firmen wurden übrigens von größeren Wettbewerbern geschluckt. Gut möglich, dass auch SLM Solutions bald in den Fokus der großen Player 3D Systems und Stratasys gerät.

Sportliche Bewertung

Vergleicht man SLM mit der aktuellen Börsenbewertung von Arcam, wäre ein Umsatzmultiple für 2014 von elf möglich. DER AKTIONÄR ging vor der Bekanntgabe der Zeichnungsfrist von einem Abschlag von 20 Prozent aus, was einer Bewertung für SLM Solutions von 340 Millionen Euro entsprochen hätte. Bei knapp 23 Euro, was dem oberen Ende der Zeichnungsspanne entspricht, wäre SLM mit rund 410 Millionen Euro bewertet. Ambitioniert!



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