Der Kampf der Schwergewichte setzt sich fort. Im Übernahmepoker um den französischen Alstom-Konzern will sich Siemens-Chef Joe Kaeser nicht unter Druck setzen lassen. Der für Freitag angekündigte Termin für die Offerte dürfte wohl nicht eingehalten werden. Derweil zeigt sich der große Konkurrent General Electric weiterhin optimistisch, dass man doch den Zuschlag bekommt.
Der Grund für die erneute Verzögerung: Siemens fordert einen detaillierteren Blick in die Bücher von Alstom. Laut Le Monde will der DAX-Konzern dadurch die Folgen der laufenden Korruptionsermittlungen gegen Alstom in den USA, Brasilien und Großbritannien besser abschätzen können. Ob Alstom-Chef Patrick Kron diesen Forderungen allerdings nachkommt, erscheint laut Verhandlungskreisen mehr als fraglich.
Es bleibt spannend
Die Entscheidung über ein endgültiges Angebot dürfte nun erst Mitte nächster Woche fallen. Ursprünglich hatte Siemens die Präsentation der Pläne für den morgigen Freitag angekündigt. Sollte sich Joe Kaeser zu einer Offerte entscheiden, dürfte es zu einem Tausch kommen. Für das Energiegeschäft von Alstom könnte Siemens seine Zugsparte und unter Umständen die Signaltechnik anbieten.
Konkurrent General Electric zeigt sich derweil jedoch weiterhin siegessicher. Laut Konzernchef Jeffrey Immelt gebe es nach wie vor konstruktive Gespräche mit der französischen Regierung. Er zeigte sich zuversichtlich, die Transaktion zum Abschluss zu bringen. Obwohl die französische Regierung – die nach einem Dekret das letzte Wort in dem Übernahmepoker hat – Präferenzen für Siemens zeigt, ist der Ausgang also weiterhin offen. Zudem die EU nun prüfen will, ob das Dekret gegen EU-Recht verstößt.
HSBC: Kursziel 106 Euro
Am Donnerstag zeigt sich die Siemens-Aktie trotz einer negativen HSBC-Studie stabil. Die Analysten senkten das Kursziel von 109 auf 106 Euro und bestätigten die Einstufung auf „Neutral“. Damit würde faire Wert jedoch nach wie vor deutlich über dem aktuellen Kursniveau liegen.
Bald dreistellig
Die Entscheidung im Alstom-Kampf naht trotz der anhaltenden Schwierigkeiten. Zudem sollte der massive Umbau des Konzerns mit dem Programm „Vision 2020“ bald erste Früchte tragen. Die Aktie dürfte dementsprechend bald wieder dreistellig notieren. DER AKTIONÄR ist überzeugt von den weiteren Aussichten und sieht das Kursziel bei 125 Euro.