Nach sechs Jahren der "Verkettung unglücklicher Umstände" sind die Experten der spanischen Bank Santander nun wieder optimistischer für die deutschen Versorgerkonzerne. Analyst Oscar Nájar Ríos hob seine Einstufung für RWE in einer Studie vom Mittwoch von "Underweight" auf "Buy" und stockte sein Kursziel von 26,35 Euro auf 35,15 Euro auf. Bei E.on hob er das Ziel von 12,95 auf 15,55 Euro, bleibt allerdings auf "Hold".
Santander favorisiert RWE
Die Einführung der Brennelementesteuer, der Verfall der Strompreise sowie der hohe Fremdkapitalanteil in den Bilanzen hätten für eine massiv unterdurchschnittliche Entwicklung der Aktien im Vergleich zum Sektor geführt, so der Experte. Er sieht nun die Chance auf steigende Strompreise und die Einführung des so genannten Kapazitätsmarktes. Dabei wird die Vorhaltung von Stromerzeugungskapazitäten zur Garantie der Versorgungssicherheit belohnt. Sollte zudem die Brennelementesteuer für nicht rechtmäßig erklärt werden, könnte dies bei Gewinne beider Unternehmen um rund ein Fünftel nach oben treiben.
E.on sollte von den gleichen Faktoren profitieren wie RWE, allerdings in deutlich geringerem Maße, so Ríos. Der Bereich E.on E&P - also der Erwerb von Anteilen an Öl- und Gasfeldern oder Lizenzen für die Exploration und Produktion - sei ebenso ein Hemmschuh wie der deutlich geringere Anteil des sichereren regulierten Geschäfts. Die E.on-Aktie hält er daher für hoch bewertet und sieht sie dem Sektor hinterherlaufen.
Jahreshoch im Visier
DER AKTIONÄR teilt die positivere Einschätzung für RWE im Vergleich zu E.on insbesondere mit Blick auf die Energiewende zwar nicht, hält aber nicht zuletzt aus charttechnischer Sicht durchaus kurzfristig deutlichere Kurssteigerungen für möglich. Derzeit läuft die RWE-Aktie direkt in Richtung des 2014er-Jahreshochs bei 30,73 Euro. Gelingt hier der Ausbruch nach oben, dürften nach der langen Durststrecke Anschlusskäufe folgen.
(Mit Material von dpa-AFX)