Allen Unkenrufen der Kritiker zum Trotz hat sich Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer bei der Tech-Konferenz Noah in Berlin optimistisch geäußert: „Wir haben genug Unternehmer, wir haben genug Kapital, wenn wir daraus nichts machen, weiß ich auch nicht.“ Zumindest eine Sache will Rocket in Zukunft aber anders machen.
Konkret verwies der CEO bei seinem Auftritt vor Gründern und Investoren auf den stattlichen Cash-Bestand seines Unternehmens in Höhe von 1,5 Milliarden Euro sowie einen Fonds mit einer Milliarde Euro. „So viel hat sonst niemand in Europa“, so Samwer.
Rocket hat also genügend Pulver, um trotz der Schwäche des eigenen Aktienkurses und dem Ausstieg von Großinvestor Kinnevik bei den lukrativsten Tech-Deals in Europa mitzumischen. Der für Ende nächster Woche (30. Juni) geplante Börsengang des Essenslieferdienstes Delivery Hero, an dem Rocket rund ein Drittel der Anteile hält, soll im besten Fall weitere 264 Millionen Euro in die Kasse spülen.
Wachstum wichtiger als schwarze Zahlen
An der Strategie, unter hohem Kapitaleinsatz schnelles Wachstum zu forcieren, will Rocket Internet auch in Zukunft festhalten. „Setze alles daran, zu wachsen. Der Rest kommt mit Geduld. Es ist egal, ob du Break-Even in vier, sechs oder neun Jahren bist, wenn du die Nummer eins bist“, zitiert das Branchenportal gruenderszene.de den Rocket-Chef. Ohne hohe Verluste hätte es keiner der heute erfolgreichen Internetgiganten geschafft, so groß zu werden.
In Zukunft will die Start-up-Schmiede ihren Fokus erweitern und nicht mehr nur im Bereich Commerce, sondern auch in anderen Sektoren investieren. Auf einen Schlag eine halbe Milliarde Euro in künstliche Intelligenz stecken würde Samwer nach eigener Aussage aber trotzdem nicht. Auch künftig werde Rocket kleinere Beträge breit streuen, um zu sehen, welche Start-ups sich durchsetzen.
Heiße Wette auf den Befreiungsschlag
Die Rocket-Aktie hatte zuletzt von den Details zum Delivery-Hero-IPO und den Hinweisen auf ein reges Interesse von Seiten der Investoren profitiert. Knapp oberhalb der Marke von 21 Euro war zu Wochenmitte allerdings schon wieder Schluss – seitdem geht es moderat abwärts. Trotzdem sollten sich Anleger, die der Trading-Empfehlung des AKTIONÄR gefolgt sind, nicht entmutigen lassen. Die Chancen auf den Befreiungsschlag durch erfolgreiche Beteiligungs-IPOs stehen gut.