Die Börsianer können sich schon auf einen Auftritt der bunten Line-Maskottchen auf dem Parkett gefasst machen. Mit dem japanischen Messaging-Dienst Line will ein weiteres Unternehmen aus der Techbranche die Gunst der Stunde nutzen und Geld am Kapitalmarkt einsammeln. Der Rivale von Whatsapp hat erste Dokumente für einen Börsengang an der Tokioter Börse eingereicht, wie der südkoreanische Mutterkonzern Naver am Mittwoch mitteilte. Finanzielle Details wurden zunächst nicht genannt, sollen aber innerhalb eines Monats folgen. Gerüchten zufolge strebt das Unternehmen eine Bewertung von rund 10 Milliarden US-Dollar an.
Bereits in den vergangenen Tagen war über einen möglichen ersten Schritt für einen IPO spekuliert worden. Nach Angaben von Naver ist aber noch nichts definitiv entschieden: Die Aktien könnten auch ganz oder teilweise in New York an die Börse gebracht werden.
Günstiger als Whatsapp, aber…
Line wächst schnell: Nach dem ersten Quartal bezifferte das Unternehmen im Mai seine Nutzerzahl auf 420 Millionen, drei Monate davor waren es noch 340 Millionen gewesen.
Zum Vergleich: Whatsapp hat 500 Millionen User und wurde Anfang 2014 für 19 Milliarden Dollar übernommen („Whatsapp ist ein Glücksgriff“). Bei der Beimessung eines gleichen Wertes pro User ergäbe sich eine Bewertung von bis zu 16 Milliarden Dollar für Line. Doch die Kunden von Whatsapp kommen aus Ländern mit höherer Kaufkraft und die Kundenbindung bei der Facebook-Tochter durch eine etablierte geringe Gebühr höher.
Line hat ein anderes Geschäftsmodell: Die Anwendung der Japaner ist kostenlos, Geld verdienen sie mit Werbung und Spielen. Damit stieg der Umsatz im ersten Quartal binnen drei Monaten um 14 Prozent auf 18 Milliarden Yen (127 Mio Euro).
Facebook: Die Nummer 1 im Westen
Wenngleich Line durch ein IPO frisches Kapital für eine Expansion einnimmt: Noch ist der japanische Whatsapp-Konkurrent nur ein regionales Problem für Facebook. Trotz NSA-Skandal, trotz der Übernahme von Whatsapp durch Facebook, was User-Unzufriedenheit auslöste: Ein ernstzunehmender Wettbewerber konnte sich in den westlichen Märkten bislang nicht etablieren.
Das Line-IPO dürfte spannend werden. DER AKTIONÄR wird weitere Details abwarten und eine Einschätzung zur Line-Aktie nachreichen.