Mensch und Maschine SE (MuM) haben nur die wenigsten Anleger auf der Rechnung. Dabei steht bei dem von Adi Drotleff geführten Anbieter von CAD-und CAM-Software ein äußerst dynamischer Gewinnanstieg ins Haus. In der kommenden Woche präsentiert das Unternehmen seine Zahlen zum zweiten Quartal. DER AKTIONÄR erwartet positive Impulse für die Aktie.
Nach dem Umbau beruht das MuM-Geschäftsmodell seit Ende 2011 auf zwei Säulen. Eine davon ist das MuM-Systemhaus mit dem Geschäft aus dem direkten Endkundenvertrieb von Autodesk-Software. Hier kann MuM neben der Einzelhandelsmarge auch mit Dienstleistungen wie Installation, Wartung und Schulungen Einnahmen generieren. Die Großhandelsdistribution, bis 2011 der wichtigste Umsatzträger, wurde aufgrund der überschaubaren Margenpotenziale dafür veräußert. Hier konnte eine EBITDA-Rendite von maximal 3,5 Prozent erreicht werden. Für das neue Systemhaus wird mittelfristig eine Marge von zehn Prozent angepeilt.
Die zweite Säule stellen die Entwicklung und der Vertrieb eigener Software dar. Die eigenen Produkte ermöglichen ein deutlich höheres Margenniveau von aktuell über 20 Prozent – das auf Sicht bis 25 Prozent aufgebohrt werden kann. Die Software-Tochter OpenMind gilt in dieser Säule als Perle im MuM-Portfolio.
Der Umbau des Geschäftsmodells gestaltet sich dabei aber langwieriger als ursprünglich geplant. Doch die Richtung stimmt. Bei einem Umsatzanstieg um knapp sechs Prozent auf knapp 126 Millionen Euro fiel der Nettogewinn um 28 Prozent auf 2,6 Millionen Euro zurück. Beim Start ins laufende Jahr ist zu beachten, dass das erste Quartal 2013 mit 3,25 Millionen Euro einen ungewöhnlich hohen Beitrag von 42 Prozent zum Jahres-EBITDA geleistet hat. Daher wird man das Wachstum dieses Jahr wohl erst so richtig ab dem zweiten Quartal sehen. Die Zahlen werden am 29. Juli veröffentlicht.
Für 2014 peilt Drotleff beim EBITDA einen Anstieg von rund 50 Prozent auf 11,5 Millionen Euro an, der Gewinn je Aktie soll sich sogar auf 35 Cent verdoppeln. Klingt ambitioniert, aber die Rechnung des Vorstands ist einfach: Von 7,8 Millionen auf 11,5 Millionen Euro, das ist eine Steigerung von 3,7 Millionen Euro. Und das ist nicht viel mehr, als die Gesellschaft 2013 bei einem nur einstelligen Umsatzplus erreicht hat. 2014 soll der Umsatz wieder knapp zweistellig wachsen. „Dass sich der Gewinn pro Aktie dann verdoppeln wird, ergibt sich daraus, dass Abschreibungen und Finanzkosten kaum steigen, das höhere EBITDA also überproportional durchschlägt“, so Drotleff gegenüber dem AKTIONÄR.
Die mittelfristigen Gewinnziele erscheinen ehrgeizig – auf den ersten Blick. Bis 2015 soll der Gewinn je Aktie auf 0,50 Euro und bis 2018 sogar auf einen Euro steigen. Angst, sich mit diesen Zielen unter Druck zu setzen, hat Drotleff nicht. Kein Wunder: MuM hat erst Ende 2011 mit dem Umbau zum Systemhaus in Europa begonnen und kompensiert die planmäßigen Anlaufverluste bis einschließlich 2014 durch variable Raten aus dem Verkauf des Distributionsgeschäfts. „Deshalb war die rein operative EBITDA-Rendite im Systemhaus-Segment, wo das bereits profitable Geschäft im deutschsprachigen Raum zusammen mit Europa berichtet wird, 2013 noch leicht negativ“, erklärt Drotleff. „Von da bis zur Zielrendite von zehn Prozent ist viel Platz, sodass wir zur Erreichung dieser Ziele nur ein organisches Umsatzwachstum von gut zehn Prozent sowie eine schrittweise Erhöhung der Umsatzrendite um ein bis drei Prozent pro Jahr in beiden Segmenten voraussetzen.“ Hinzu kommen bilanzielle Faktoren: 2016 ist die Amortisationszeit für die Übernahmewelle des Jahres 2009 ausgelaufen, dann fallen mehr als 1,5 Millionen Euro an Abschreibungen weg. Das schlägt allein mit fast 0,10 Euro pro Aktie auf das Nettoergebnis durch.Dass die Entwicklung über einen so langen Zeitraum auch die eine oder andere Schwankung haben dürfte, ist auch Drotleff bewusst. Kann das Systemhausgeschäft aber planmäßig ausgebaut werden, ist angesichts der Kostenanpassungen und des Wegfalls der abwertungsbedingten Belastungen ein nachhaltiger Gewinnsprung sehr wahrscheinlich. Ebenfalls positiv: Für das letzte Geschäftsjahr wurden 0,20 Euro je Aktie als steuerfreie Dividende ausgeschüttet. Nach einer mehrmonatigen Seitwärtsbewegung ist die Aktie zuletzt aus ihrer Lethargie erwacht. Damit ist sowohl aus fundamentaler als auch aus charttechnischer Sicht die Zeit gekommen, sich diesen Spezialwert ins Depot zu legen.
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