Alle Welt spricht vom DAX. Dabei hat der MDAX den Leitindex im ersten Quartal sogar outperformt. DER AKTIONÄR sagt, warum die Rallye in der zweiten Reihe weitergeht.
Die Anleger reiben sich noch immer verwundert die Augen: In den ersten Monaten 2015 ist der DAX um über 20 Prozent gestiegen. Dabei hat der Leitindex einen Rekord nach dem nächsten aufgestellt. Nach der psychologisch wichtigen 10.000-Punkte-Marke wurden die beiden nächsten Tausender in einem Rutsch genommen. Am Ende steht im besten Quartal seit 2003 ein Plus von 22 Prozent zu Buche. Der gerne als kleiner Bruder bezeichnete MDAX stieg sogar um 22,1 Prozent. Auch sonst hat der Mid-Cap-Index gegenüber dem DAX die Nase vorn. Fünfstellig ist das Börsenbarometer bereits seit dem 8. Februar 2007. Ende April wurde sogar die 20.000er-Hürde überwunden. Das Allzeithoch liegt derzeit bei 21.656 Punkten und wurde am 13. April erreicht.
Angefangen hat die Reise zwar am 19. Januar 1996, der Betreiber Deutsche Börse hat den Index im Anschluss jedoch zurückgerechnet und den Start Ende 1987 bei 1.000 Punkten festgesetzt. Damit sind DAX und MDAX – zumindest auf dem Papier – auf dem gleichen Niveau gestartet.
Was steckt hinter dem MDAX? Der Mid-Cap-Index bildet die 50 Werte ab, die in der Rangliste nach Marktkapitalisierung des Streubesitzes und dem Börsenumsatz auf die Werte des DAX folgen. Die Zusammensetzung wird zweimal im Jahr (März und September) und in Sonderfällen, bei Übernahmen oder Neuemissionen, überprüft. Dafür hat die Deutsche Börse feste Regeln eingeführt. Seit dem 1. April hat Ticketvermarkter CTS Eventim so den Platz von TUI eingenommen. Hintergrund ist die Einstellung der Notierung der Aktie des Reisekonzerns im Prime Standard zum selben Datum. „Die Aufnahme in den MDAX ist für uns ein wichtiger Erfolg und unterstreicht die positive Unternehmensentwicklung in den vergangenen Jahren“, sagt Klaus-Peter Schulenberg. „So versprechen wir uns einen noch besseren Zugang zu Investoren im In- und Ausland und eine höhere Aufmerksamkeit am Kapitalmarkt.“
Unter den MDAX-Gesellschaften finden Investoren dabei eine Vielzahl von exportstarken Mittelständlern aus dem Industriesektor (Chemie, Maschinenbau, Pharma), die vom niedrigen Eurokurs profitieren – oftmals führende Branchenvertreter in lukrativen Marktnischen. Dazu kommen starke Titel aus dem Immobilien- und Versicherungssektor.
Ähnlich wie beim DAX geben auch in der zweiten Reihe die Indexschwergewichte die grundsätzliche Richtung vor. Mit rund 10,3 Prozent Gewichtung hat besonders die Aktie von Airbus einen großen Einfluss auf die Performance des MDAX. Vom Börsenwert her hätte Airbus sogar das Zeug für den DAX. „Der Konzern kommt nicht infrage, weil der an der Liquidität gemessene Hauptbörsenplatz Paris ist und nicht Frankfurt. In dieser Konstellation werden Unternehmen zwar in den MDAX, nicht aber in den DAX aufgenommen“, weiß Roger Peeters, Kapitalmarktexperte bei der Oddo Seydler Bank.
„Im DAX sind die Schwergewichte, die sich zumeist zwar stetig entwickeln, aber insgesamt recht träge für größere Veränderungen sind“, so Roland Könen, Vorstand bei Value-Holdings Capital Partners. „Im MDAX sind dagegen viele Nischenplayer, aber mit Weltmarktbedeutung, zu finden, die technologisch führend sind und dies entsprechend auch in den Margen abbilden können“, führt der Fondsmanager aus.
Diese Mischung kommt bei den Marktteilnehmern gut an: „Seit geraumer Zeit stürzen sich besonders ausländische Investoren stark auf die Werte aus diesem Index“, so Peeters. „Den Werten kommt zugute, dass die stärksten Treiber wie etwa der schwache Euro oder die niedrigen Zinsen hier besonders stark wirken, weil es etwa viele exportstarke Industrieunternehmen und auch zahlreiche Immobilientitel gibt, wo diese Faktoren besonders greifen.“ Daher sei es keine Überraschung, dass es ausgerechnet diese Aktien waren, die in den vergangenen Monaten besonders gut liefen. Mid-Cap-Experte Könen führt noch einen anderen Aspekt an: „Viele DAX-Aufsteiger haben den Großteil der Performance noch als MDAX-Titel gemacht – wie Salzgitter 2008 oder Continental 2012 – und sind dann, als sie groß waren, in den DAX aufgestiegen und die Performance danach war nicht mehr so stark. Andersherum auch: DAX-Absteiger haben den Großteil der schlechten Performance im DAX gemacht, wie Salzgitter und Metro 2010, ehe sie dann im MDAX gelistet wurden.“
Aus fundamentaler Sicht scheint die Luft im MDAX mittlerweile recht dünn zu werden. „Wir haben das Gefühl, dass hier teilweise sehr viele Vorschlusslorbeeren verteilt wurden“, sagt Fondsmanager Könen. „Das 2015er-KGV ist mit 19 so hoch wie noch nie, seitdem es Konsensschätzungen für die MDAX-Gewinne gibt, also seit 2001“, stimmt Dr. Ralf Zimmermann, Aktienstratege beim Bankhaus Lampe, zu. „Die Unternehmensgewinne müssen erst mal nachkommen, um die deutlich gestiegenen Bewertungen zu rechtfertigen – trotz Niedrigzinsen.“ Auch Peeters spricht von einer „bereits ordentlichen, wenn nicht sogar ambitionierten Bewertung“. Vertretbar sei diese schlussendlich nur vor dem Hintergrund der extrem niedrigen Zinsen und der daraus resultierenden Flucht in Sachwerte. „Da hier aber keine Trendumkehr in Sicht ist, sind neue Rekordstände beim MDAX denkbar.“
Der MDAX ist vor allem für Dividendenjäger das perfekte Umfeld. Die Dividendensumme steigt in diesem Jahr das fünfte Mal in Folge. Dabei wird erstmals auch die 6-Milliarden-Euro-Marke geknackt. Über die Hälfte (33) aller Indexmitglieder verwöhnt die Aktionäre mit einer Dividendenanhebung. Bei lediglich sechs Unternehmen müssen die Aktionäre weniger akzeptieren oder ganz auf eine Gewinnbeteiligung verzichten. Insgesamt bieten viele MDAX-Werte trotz stark gestiegener Kurse noch attraktive Dividendenrenditen. Der Durchschnitt liegt bei 2,1 Prozent. Mit dem MDAX Mini-Long WKN VZ8 SJV kann auf eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung des gesamten Index spekuliert werden.