Die Aktie der Deutschen Lufthansa hat in der letzten Woche eine Bruchlandung hingelegt. Grund für den massiven Abverkauf war eine Gewinnwarnung die der Konzern am vergangenen Mittwoch ausgegeben hat. Auf Wochensicht hat der Wert über 15 Prozent verloren.
Der neue Lufthansa-Chef Carsten Spohr strich die von seinem Vorgänger Christoph Franz ausgegebenen Gewinnziele für 2014 und 2015 deutlich zusammen. Wegen mehrerer Streiks und einer überraschend schwachen Umsatzentwicklung im Passagier- und Frachtgeschäft dürfte der operative Gewinn im laufenden Jahr statt 1,3 bis 1,5 Milliarden lediglich rund eien Milliarde Euro erreichen, teilte Europas größte Fluggesellschaft am Mittwoch in Frankfurt mit. Auch das für 2015 und damit für das Ende des Sanierungsprogramms "Score" ausgegebene Gewinnziel von 2,65 Milliarden Euro sei nicht mehr zu halten. Spohr peilt nun lediglich noch einen operativen Gewinn von rund zwei Milliarden Euro an. Selbst dieser sei nur bei stabilen Rahmenbedingungen und der Umsetzung zusätzlicher struktureller Veränderungen erreichbar. Diese will Spohr im Juli vorstellen.
Analysten senken ihre Kursziele
Daraufhin überarbeiteten Analysten von DZ Bank, Jefferies und Independent Research ihre Einschätzung zur Deutsche Lufthansa. Dabei zeigte sich DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp sehr überrascht von dem Ausmaß der Warnung. Der Experte hat daraufhin das Kursziel von 22 auf 20 Euro gesenkt, seine Kaufempfehlung aber belassen. Enttäuschend sei vor allem, dass auch die Ziele für 2015 nach unten angepasst worden seien. Das Passagier- wie auch das Frachtgeschäft entwickelten sich schwächer als erwartet, und der zunehmende Wettbewerb durch die Billigfluglinien und Golfstaaten-Airlines belaste. Der Experte reduzierte seine Schätzungen. Sein Kaufvotum begründete er mit der günstigen Bewertung der Aktie.
Das Analysehaus Jefferies hat Lufthansa nach der Gewinnwarnung von "Buy" auf "Hold" abgestuft und das Kursziel von 24 auf 18 Euro gesenkt. Er nehme nun bei großen nationalen Fluggesellschaften eine vorsichtigere Haltung ein, schrieb Analyst Mark Irvine-Fortescue in einer Studie vom Donnerstag. Das Ausmaß der Warnung der Lufthansa habe ihn überrascht.
Das Analysehaus Independent Research hat das Kursziel für Lufthansa nach der Gewinnwarnung von 20 auf 18 Euro gesenkt, die Einstufung aber auf "Halten" belassen. Analyst Zafer Rüzgar kürzte in seiner jüngsten Studie seine Prognosen für das operative Ergebnis sowie für den Gewinn je Aktie der Jahre 2014 und 2015. Nach dem deutlichen Kursverfall der Aktie erwartet er keine weiteren nachhaltigen Kursverluste. Im Blickpunkt dürften nunmehr weitere Kostensenkungen sowie die angekündigten strukturellen Maßnahmen stehen, so der Aktien-Fachmann.
Abstand halten
DER AKTIONÄR rät von der Aktie der Deutschen Lufthansa vorerst die Finger zu lassen und nicht ins Fallende Messer zu greifen. Viele Marktteilnehmer sind derzeit verunsichert wie sich der Wert nun entwickeln wird. Der harte Konkurrenzkampf drückt immer mehr auf die Ziele des DAX-Konzerns.
(Mit Material von dpa-AFX)