Nachdem die Überschrift gestern noch lautete „Nur keine Panik“, hätte sie heute fast heißen müssen „Panik“. Der Goldpreis ist gestern nach der Pressekonferenz der FED noch einmal unter Druck gekommen. Das zu erklären, fällt allerdings nicht ganz so einfach. Vielleicht ist der Markt von der Möglichkeit einer Zinswende geschockt.
Dass die Anleihekäufe noch einmal um zehn Milliarden Dollar reduziert werden, war nach den zuletzt vorgelegten Arbeitsmarktdaten keine ganz große Überraschung mehr. Dass die FED diese Linie weiter verfolgt, ebenfalls nicht. Ein wenig Verwirrung stiftete Yellen mit ihrer Ankündigung, die Zinsen könnten angehoben werden, nachdem das Anleihekaufprogramm ausgelaufen ist. Diese Aussage steht im Widerspruch dazu, dass sie noch vorher erklärt hat, die niedrige Inflation könnte zum Problem werden. Steigende Zinsen sind kein Mittel um deflationäre Tendenzen einzudämmen.
Inflation? Deflation? FED?
Daraufhin gab Gold nach, der Dow Jones rutschte tiefer ins Minus und auch die Anleihen verbuchten Verluste – einzig der Dollar ging als Sieger aus diesem Spiel hervor. Der Markt interpretiert das offensichtlich so, dass tatsächlich eine Zinswende vor der Tür steht. Das ist – vorsichtig ausgedrückt – seltsam. Nach wie vor gibt es mehr deflationäre als inflationäre Tendenzen. Im Rohstoffbereich ist beispielsweise der eingebrochene Kupferpreis ein Indikator dafür, dass von Inflation keine Spur zu sehen ist. Auch das Gold/Silber-Ratio weist eher auf Deflation denn auf Inflation hin. So recht ins Bild passt dieses Zinsszenario nicht, dass das Markt derzeit spielt.
Interessant ist in meinen Augen, dass der Goldpreis schon seit Wochenanfang unter Druck steht. Und diese Schwäche geht einher mit negativen Aussagen von US-Banken zum Goldpreis. Freilich, dies soll keine Verschwörungstheorie werden, aber ich empfehle Ihnen, och einmal den Artikel von Montag zu lesen „Gold: Braut sich hier etwas zusammen“. Schon an dieser Stelle hatte ich auf die schwierige Situation und auf gewisse Parallelen zum vergangenen April hingewiesen.
Nichtsdestotrotz: Es gilt sich der charttechnischen Realität zu stellen. Noch vor der Krim-Krise hatten viele Analysten mit einer Korrektur gerechnet. Damals war immer wieder die 200-Tage-Linie (derzeit etwa bei 1.301 Dollar) als mögliches Ziel genannt worden. Diese Marke rückt jetzt in greifbare Nähe. Auch das Ausbruchsniveau von 1.280 Dollar ist durchaus möglich. Das Gute an dieser Woche: Anleger sollten vielleicht dankbar sein, dass der Kursrutsch relativ schnell von Statten geht. Auch bei Silber hat sich das Chartbild deutlich eingetrübt. Die Ausbruchsmarke bei 20,50 Dollar ist gefallen. Noch könnte es sich um eine Bärenfalle handeln. Doch wenn wir auf Tagessschlusskursbasis deutlich darunter schließen, rückt die 20,00-Dollar-Marke in den Blick.