Es sieht düster aus für den Goldpreis. Das Edelmetall hat gestern seine Dreiecksformation nach unten aufgelöst. Anleger warfen ihre Goldinvestments – auch Goldminenaktien – über Bord. Der Druck kam wieder einmal von der Terminseite. An der Comex verfielen gestern die Juni-Kontrakte. Das Handelsvolumen zog deutlich an. Ist das der Sell-out?
Über das ominöse Dreieck haben wir an dieser Stelle schon einige Mal geschrieben. Gestern fiel der Goldpreis aus diesem Freieck nach unten heraus, nachdem er im Vorfeld mehrere Male vergeblich versucht hat, die Oberseite zu knacken. Das Resultat: Zwei Prozent verlor der Goldpreis und rutschte auf ein 15-Wochen-Tief. Offensichtlich haben sich viele Trader an der unteren Begrenzung orientiert. An der Comex wurden gestern 236.000 Kontrakte gehandelt – deutlich mehr als in den vergangenen Handelstagen. Das entspricht umgerechnet knapp 24 Millionen Unzen Gold.
Enormer technischer Schaden
Der Schaden im Chart ist enorm. Der gestrige Rutsch ist ein starkes Verkaufssignal. Zwar könnte der Bereich zwischen 1.240 und 1.250 Dollar Halt bieten. Doch genauso gut ist ein Test des Doppeltiefs im Bereich von 1.180 Dollar denkbar. Und sollte diese Marke nicht halten, dann rücken tatsächlich Kursziele von 1.050 Dollar in den Blick der Anleger. Die Analysten von Goldman Sachs dürften sich die Hände reiben – sie haben dieses Ziel vorhergesagt.
Verfall an der Comex
Die Gründe für den Kursrutsch sind – um es deutlich zu sagen – vorgeschoben: Eine Entspannung in der Ukraine wird als Grund angeführt, genauso sollen die niedrigeren Goldimporte Chinas den Kursrutsch ausgelöst haben. Beide Umstände sind sicherlich nicht förderlich für die Entwicklung des Goldpreises. Doch maßgeblichen Einfluss dürfte die Positionierung der Anleger an der Comex gehabt haben. Dort gingen einige Short-Wetten ein und diese wurden gestern zum Verfall mit hohen Gewinnen eingelöst.
Neu-Engagement?
Was also macht der Privatanleger? Derivate jeglicher Art dürften mit dem Kursrutsch wohl ausgestoppt sein. Die meisten werden ihren Stoppkurs knapp unterhalb der unteren Begrenzung des Dreiecks gesetzt haben. Ein Neueinstieg drängt sich sicher bei Long-Positionen nicht auf. Die Short-Seite sieht hier natürlich vielversprechender aus. Hier sollten aber nur Anleger ein Engagement in Betracht ziehen, die den Markt genau beobachten. Nach wie vor ist es möglich, dass es sich nur um eine Bärenfalle handelt.
Ein Wort soll an dieser Stelle noch zu einer anderen Meldung verloren werden: Angeblich melden Goldhändler, dass vermehrt Kleinanleger auf sie zukommen, die ihre Goldmünzen und –barren wieder verkaufen wollen. Ich kann jeden verstehen, der nach den vergangenen Wochen und Monaten kein großes Interesse mehr an einem Goldinvestment hat. Aber gerade wenn Kleinanleger aufgeben, war in der Vergangenheit der Wendepunkt meist nah – die galt für den Aktienmarkt und wird in meinen Augen auch für den Goldmarkt gelten.